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Keine Soldaten unter 18

UNICEF: Ganz auf Rekrutierung Minderjähriger verzichten

Im Folgenden dokumentieren wir eine Presseerklärung von UNICEF anlässlich der Beratung der Bundesregierung über die Ratifizierung des UNO-Protokolls zum Verbot des Einsatzes von Kindersoldaten. Weiter unten zur Erläuterung des Sachverhalts noch ein Auszug aus einer Information von UNICEF über "Kindersoldaten" (von der UNICEF-Homepage).


Pressemitteilung, 24. Juni 2003

Angesichts des Missbrauchs von zehntausenden Kindern als Soldaten im Kongo will das Bundeskabinett am Mittwoch endlich über die Ratifizierung des UN-Protokolls zum Verbot des Einsatzes von Kindersoldaten beraten. "Fast drei Jahre nach der Unterzeichnung im Jahr 2000 ist dies ein längst überfälliger Schritt: Deutschland sollte Vorbild sein und auf die Rekrutierung von Minderjährigen verzichten", sagte Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. Bisher war eine Ratifizierung dieses Zusatzprotokolls zur UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland gescheitert, weil das Verteidigungsministerium darauf beharrt, weiterhin jedes Jahr mehrere Hundert 17-jährige Freiwillige aufzunehmen.

Zwar erlaubt auch das Zusatzprotokoll die Rekrutierung von Minderjährigen, sofern sie nicht in Kampfeinsätze geschickt werden. UNICEF und eine weltweite Koalition von Nichtregierungsorganisationen setzen sich jedoch dafür ein, die 18-Jahre-Grenze bedingungslos anzuerkennen und keine Minderjährigen mehr zu rekrutieren ("Straight 18").

Weltweit werden nach Schätzungen von UNICEF 300.000 Jungen und Mädchen in Armeen und Milizen als Soldaten eingesetzt. Im Ost-Kongo ist jeder dritte Kämpfer ein Kind oder Jugendlicher. Allein in der Provinz Ituri werden über 10.000 Minderjährige von skrupellosen Milizenchefs instrumentalisiert.

Das Zusatzprotokoll ist ein wichtiges Instrument zur politischen Ächtung des weltweiten Missbrauchs von Kindern als Soldaten. Es verbietet den Kriegseinsatz von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Bei der Verabschiedung des Dokuments im Jahr 2000 hatten sich die Regierungen jedoch leider nicht auf eine klar definierte Altersgrenze von 18 Jahren einigen können und die Rekrutierung von "Freiwilligen" ab 15 Jahren außerhalb von Kampfeinsätzen erlaubt. Bis heute haben 111 Staaten das Dokument unterzeichnet und 53 Länder haben es ratifiziert.


Von der UNICEF-Homepage:

Kinder als Soldaten

Kinder sind in den heutigen Kriegen jedoch nicht nur Opfer - viele werden auch zu Tätern gemacht. UNICEF schätzt, dass weltweit 300.000 Kinder als Soldaten missbraucht werden. Allein in Afrika kämpfen über 120.000 Kinder, viele sind nicht älter als sieben Jahre. Sie müssen Munition und Nahrung schleppen und werden als Boten oder Spione eingesetzt. Sobald sie eine Waffe tragen können, müssen sie auch kämpfen Bei Kriegsherren sind Kinder als Kämpfer oft besonders beliebt, weil sie leicht zu manipulieren sind. Ihre Hemmschwelle ist niedrig. Unter Alkohol- und Drogeneinfluss werden sie oft zu gnadenlosen Mördern. "Kinder sind gute Kämpfer. Sie denken, alles sei nur ein Spiel. Deshalb haben sie keine Angst", erklärt ein Rebellenführer in der Demokratischen Republik Kongo in einem Bericht über Kindersoldaten in Afrika. Und aus Sierra Leone berichtet ein 14-jähriger Kindersoldat über die gängigen Foltermethoden:
"Um zwei Uhr werden die Augen ausgestochen, um drei wird eine Hand abgeschnitten, um vier ist die andere dran. Um fünf wird ein Fuß abgeschnitten. Um sechs der andere. Dann sterben sie meist."

Auch Mädchen werden rekrutiert. Meist werden sie als Sklaven gehalten und sexuell missbraucht. Aber auch sie werden für den bewaffneten Kampf herangezogen. Viele Kinder haben keine andere Wahl, als sich den Truppen anzuschließen. Armut ist einer der Hauptgründe. Häufig herrscht in den Kriegsgebieten Hunger, da Ernten vernichtet und Vorräte geplündert werden. In der Truppe hoffen die Kinder, ernährt und vor Feinden beschützt zu werden. Rache ist ein weiteres Motiv: Viele Kinder wollen den Tod ihrer Eltern und Geschwister rächen. Zu Tausenden werden Kinder jedoch auch mit vorgehaltener Waffe zum Dienst in einer Armee gezwungen.

Meist leiden sie ihr Leben lang unter ihren Taten. Es ist schwer, sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Durch das jahrelangen Leben in einem Umfeld, in dem nur Gewalt zählt, sind sie in ihrem Sozialverhalten oft schwer gestört.



KINDERSOLDATEN
Der Missbrauch von Kindern als Soldaten muss weltweit geächtet werden. Ein wichtiges Instrument dazu ist die Verabschiedung eines Zusatzprotokolls zur UN-Kinderrechtskonvention, in dem das Mindestalter für die Rekrutierung von Soldaten von 15 auf 18 Jahre angehoben wird. Dafür setzt sich die "Internationale Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten" ein, die auch von UNICEF unterstützt wird.
  • Das bisherige Mindestalter ist unzureichend, denn niemand kann garantieren, dass die Kinder tatsächlich 15 Jahre alt sind. In vielen Staaten gibt es keine Geburtenregistrierung. Die Kinder können ihr Alter also nicht genau nachweisen und werden oft nach Aussehen und Größe geschätzt. Das hat zur Folge, dass bereits 14-Jährige oder noch jüngere Kinder in der Armee zugelassen werden.
  • Auch in einigen Industrieländern werden unter 18-Jährige in die Streitkräfte aufgenommen, beispielsweise in Großbritannien. Nach offiziellen Angaben leisteten 1999 über 6.600 16- und 17-Jährige Dienst in der britischen Armee. Seit 1982 starben bei Kampfeinsätzen der britischen Truppen 92 minderjährige Soldaten.


Quelle: www.unicef.de


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