Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Gerechter Friede – eine unerledigte Aufgabe

Zur Kritik der evangelischen Friedensethik. Eine aktuelle Broschüre der Martin-Niemöller-Stiftung *

Mit der epd-Dokumentation "Gerechter Friede - eine unerledigte Aufgabe" (26/12) mischt sich die Martin-Niemöller-Stiftung mit einem Thema in den öffentlichen Diskurs ein, mit dem sie sich in letzter Zeit sehr intensiv beschäftigt hat: Die Frage über den Weg zu einem „gerechten Frieden“. Dass dieser Diskurs verschiedene Facetten und auch unterschiedliche Ansätze hat, können Sie den einzelnen Beiträgen entnehmen. Sie können die Dokumentation über die Martin-Niemöller-Stiftung gegen einen Kostenbeitrag von 6 Euro (incl. Versand) bestellen: niemoellerstiftung@t-online.de

„Der Leitbegriff des gerechten Friedens dient … als Wegweiser für alle künftigen Schritte auf dem Weg des Friedens“, so schließt die Zwischenbilanz „Friedensethik in der Bewährung“ der EKD aus dem Jahre 2001, wenige Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA veröffentlicht. Zuvor hatten die katholischen Bischöfe ihr Wort „Gerechter Friede“ publiziert. Die katholische und die evangelische Denkschrift bekräftigten einen ökumenischen Paradigmenwechsel in der christlichen Friedensethik. „9/11“, wie die Terroranschläge in den USA geschichtsmächtig komprimiert werden, erwies sich als eine erste harte Bewährungsprobe für das neue Leitbild ökumenischer Friedensethik. Die Denkschrift des Rates der EKD „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ aus dem Jahre 2007 griff diese und aktuellere Herausforderungen zur Friedensethik und Friedenspolitik im Wesentlichen auf. Seither befeuern neuere Entwicklungen den friedensethischen und friedenspolitischen Entwicklungsprozess. Die vorliegende Dokumentation versucht, einige Aspekte zu benennen, die für die gesellschaftliche und politische Debatte und damit auch für die kirchliche Meinungsbildung von Bedeutung sind. Die Dokumentation ist motiviert durch die kritische Sicht der Martin-Niemöller-Stiftung, die sich im Sinne ihres Namensgebers in den öffentlichen Diskurs einmischt.

Dazu mögen folgende Texte helfen:

Der Beitrag „Zur Elementarisierung einer Friedenslogik statt Sicherheitslogik“ von Ulrich Frey formuliert Anfragen an die evangelische Friedensethik in der Auseinandersetzung unter anderem mit der Vorstellung einer „vernetzten Sicherheit“, wie sie offiziell von der gegenwärtigen Bundesregierung propagiert wird.

Unter dem Titel „Gier macht Krieg“ thematisiert Martin Stöhr den Ort von Ethik und, präziser, die Ethik zur Ökonomie und zu Recht und Gerechtigkeit.

Walter Jens’ Rede zum 100. Geburtstag von Martin Niemöller im Hessischen Landtag 1991 ist ein literarisches Portrait dieses „Propheten des Friedens“, von dessen Geradlinigkeit für Gerechtigkeit und Frieden wir heute noch lernen können.

Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Ratsvorsitzender der EKD, legt am Beispiel Afghanistan seine Position zur Forderung „Vorrang für Zivil“ dar.

Martin Dutzmann, evangelischer Militärbischof, beantwortet Fragen von Michael Karg zur Militärseelsorge und zur Notwendigkeit, die Friedensdenkschrift der EKD aus dem Jahre 2007 kritisch zu überarbeiten. An anderer Stelle hat Dutzmann einen Konsultationsprozess über Auslandseinsätze der Bundeswehr ähnlich dem im Vorfeld des Sozialwortes der Kirchen vorgeschlagen.

Der Wissenschaftler Lothar Brock fragt, weshalb wir lieber vom gerechten Frieden als vom Frieden als solchem reden und fordert, Gerechtigkeit nicht gegen den Frieden auszuspielen.

Der Mennonit Jakob Fehr begründet die Ablehnung von Church and Peace zur Responsibility to Protect.

Schließlich arbeitet Ulrich Frey die Aufgaben der Kirchen zu Friedenserziehung und Gewissensbildung am Beispiel der Kooperationsvereinbarungen der Bundeswehr mit Kultusministerien heraus.

Im Anhang wird kurz und knapp an die Kriterien für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan aus der Friedensdenkschrift erinnert.

Zwei für die weitere ökumenische Diskussion zum gerechten Frieden maßgebliche Dokumente des Ökumenischen Rates der Kirchen, für die Internationale Ökumenische Friedenskonvokation (IÖFK) im Mai 2011 in Kingston/Jamaika geschrieben, sind schon in der epd-Dokumentation 23/2011 „Ehre sei Gott und Friede auf Erden“ vom 7.6.2011 abgedruckt worden: „Ein Ökumenischer Aufruf zum gerechten Frieden“ und die Botschaft der IÖFK mit den wesentlichen Ergebnissen der Konvokation.

Michael Karg (Vorsitzender) und Ulrich Frey für die Martin-Niemöller-Stiftung.

* Dieser Text erschien am 27. Juli 2012 auf der Website der Martin-Niemöller-Stiftung: http://martin-niemoeller-stiftung.de

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