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Kein Stillstand beim Klimawandel

UN-Meteorologieorganisation: 2013 war das sechstwärmste je gemessene Jahr

Von Kurt Stenger *

Wirbelsturm Haiyan, Hochwasser in Mitteleuropa, Rekorddürre in Australien – die Menschheit spürt die Folgen des Klimawandels.

Unter Klimaforschern gibt es seit einiger Zeit eine Debatte darüber, ob die globale Erwärmung zumindest eine Pause eingelegt hat. Doch die von der Weltmeteorologieorganisation (WMO) ausgewerteten Daten für 2013 sprechen eine andere Sprache. Das abgelaufene Jahr war das sechst- wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1850, heißt es in der »jährlichen Stellungnahme über den Stand des Klimas«, den die UN-Fachorganisation am Montag in Genf veröffentlichte. 13 der 14 bislang gemessenen wärmsten Jahre seien im 21. Jahrhundert gemessen worden. 2013 lag die Durchschnittstemperatur an Land und an der Meeresoberfläche bei 14,5 Grad Celsius – das waren 0,5° mehr als im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Vor allem die südliche Hemisphäre war betroffen – so verzeichnete Australien sein wärmstes je gemessenes Jahr und Argentinien sein zweitwärmstes.

»Es gibt keinen Stillstand bei der Erderwärmung«, erklärte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud. Vor allem die Erwärmung der Ozeane habe sich beschleunigt, auch in größeren Tiefen. Gleichzeitig hätten die Weltmeere einen neuen Rekordwasserstand erreicht. Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre sei so groß wie nie zuvor.

Nicht nur unter Klimaforschern, sondern auch unter Meteorologen besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Erderwärmung eine Tatsache ist und dass sie schwerwiegende Folgen hat: »Viele Extremereignisse stimmen mit dem überein, was wir als Ergebnis des vom Menschen erzeugten Klimawandels erwarten würden«, erklärte WMO-Chef Jarraud. »Wir sahen schwerere Niederschläge, heftigere Hitze und größere Schäden von Sturmfluten und Überschwemmungen – wie es der Taifun Haiyan auf den Philippinen auf so tragische Weise deutlich machte.« Einer der schwersten Stürme, der je auf Land gestoßen ist, verwüstete im November große Landesteile und kostete mehr als 6000 Menschen das Leben. Die Auswirkungen waren laut WMO auch deshalb so dramatisch, weil der Meeresspiegel in Folge der globalen Erwärmung gestiegen ist.

Gerade Haiyan verdeutlicht laut WMO die wachsende Bedeutung der Wettervorhersage einschließlich Gefahrenwarnungen. Diese seien geworden, was sich beim Riesenzyklon Phailin zeigte, der im Oktober 2013 Indien traf: Hier kamen relativ wenige Menschen ums Leben – wegen genauer Vorhersagen und rechtzeitigen Maßnahmen der Behörden. Frühwarnsysteme gehören zu den wichtigsten Anpassungsmaßnahmen beim Klimawandel.

Extremwettereignisse gab es 2013 aber nicht nur im Süden Asiens: Starkregen und Überschwemmungen richteten Zerstörungen in mehreren Ländern Mitteleuropas an. Angola, Botswana und Namibia verzeichneten eine lang anhaltende Dürre. Im Nordosten Brasiliens war es sogar die schwerste seit 50 Jahren. Und El Reno im US-Bundesstaat Oklahoma wurde von einem Monstertornado heimgesucht – er hatte den größten jemals gemessenen Durchmesser.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 25. März 2013


Trockener Winter, leere Flüsse

In der Donau ist der Wasserstand derzeit so niedrig, dass Schiffe umgeladen werden müssen **

Grüne Hänge in den Voralpen, kaum Niederschläge im Flachland – die Kapriolen des Winters, der eigentlich keiner war, machen jetzt auch der Binnenschifffahrt zu schaffen.

Der schneearme Winter und die wochenlange Trockenheit in Bayern wird auch für die Binnenschiffer zunehmend zum Problem. Die Donau in Niederbayern führe inzwischen so wenig Wasser, dass dort bereits der Schiffsverkehr behindert sei, berichtete das Wasser- und Schifffahrtsamt Regensburg auf Anfrage. Zum Wochenende sei der Pegel zwischen Straubing und Vilshofen auf ein Niveau gesunken, das dort zu dieser Jahreszeit zuletzt 1992 registriert worden sei. »Üblich ist ein solches Niedrigwasser sonst nur im Sommer oder Herbst«, sagte Bereichsleiterin Mareike Borstelmann.

Von Rotterdam kommende Erzfrachter auf dem Weg nach Österreich könnten schon seit Mitte Februar den Abschnitt zwischen Straubing und Vilshofen nur noch mit halber Ladung passieren. Ein Teil der Fracht müsse deshalb im Hafen Regensburg auf andere Schiffe umgeladen werden, berichtete Borstelmann. »Das ist natürlich unschön für die Schifffahrt. Denn das Umladen kostet Zeit und Geld. Der wirtschaftliche Vorteil der Binnenschifffahrt hebt sich damit irgendwann mal auf.« Derzeit liege der Pegel in dem Abschnitt bei 2,0 Metern, normal seien zu dieser Jahreszeit 2,50 bis 2,80 Meter.

Sollte die Trockenperiode länger anhalten, »wird das ein hartes Jahr für die Schifffahrt«, schätzt die Behördenmitarbeiterin. »Das Problem ist, dass wir mit keiner großen Schneeschmelze in den Alpen rechnen können. Und auch die Speicherseen in den Bergen sind ziemlich leer.« Rasche Entspannung könnten aber die kurzfristig erwarteten Niederschläge bringen, hofft Borstelmann. Bis zur Wochenmitte könnte so der Donaupegel um 20 bis 30 Zentimeter steigen, schätzt sie. Auf dem Main in Unterfranken sorgen dagegen Staufstufen dafür, »dass wir der Schifffahrt auch jetzt eine Wassertiefe von 2,50 Meter bieten könnten«, erläuterte Helko Fröner vom Wasser- und Schifffahrtamt Schweinfurt. Derzeit zahle sich der Bau der Stufen in den 1930er Jahren voll aus. Sollte es weiter trocken bleiben, müsse allerdings der Wasserabfluss durch die Kraftwerksturbinen an den Staustufen gedrosselt werden. Dann könnte dort weniger Strom produziert werden.

Das Landesamt für Umwelt hält derweil trotz des schneearmen Winters die Gefahr von Frühjahrshochwassern keineswegs für gebannt. »Die Schneeschmelze spielt beim Thema »Hochwasser« eigentlich nur eine geringe Rolle. Zu Hochwasser kommt es in erster Linie nach Stark- und Dauerregen. Das Wasser der Schneeschmelze kommt da nur noch oben drauf«, erläutert der Meteorologe vom Dienst beim Landesamt, Jochen Stoermer. In der Regel müsse bis Mitte Mai mit starkem Regen gerechnet werden, wie das Pfingsthochwasser von 1999 gezeigt habe.

Was die aktuelle Trockenheit angeht, so sehen nordbayerische Wasserwirtschaftsämter die Lage in den Bächen und Flüssen noch recht undramatisch. Die Behörde in Nürnberg spricht zwar von »beginnendem Niedrigwasser«. Insgesamt führten die Main-Zuflüsse aber noch ausreichend Wasser. Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach erklärt dies auch mit den vollen Grundwasserspeichern, die derzeit die Fließgewässer verstärkt speisten. Aufgefüllt worden seien diese nicht nur vom Juni-Hochwasser 2013, sondern auch von den stärkeren Regenfällen im Herbst, sagt Amtsleiter Arndt Bock.

** Aus: neues deutschland, Dienstag, 25. März 2013


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