Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Gefahr durch Landminen

Heute ist der Internationale Tag zur Aufklärung über Minengefahr *

Mit der Kampagne »Zeig dein Bein« demonstrieren seit Anfang März weltweit Tausende Menschen ihre Solidarität für die rund 500 000 Minenopfer – durch eine einfache Geste, ein aufgeschlagenes Hosenbein.

Höhepunkt der Kampagne, die von der Internationalen Landminenkampagne ICBL initiiert wurde, sind öffentliche Aktionen, die heute um 12 Uhr am Brandenburger Tor in Berlin, in München, Nürnberg und 70 Ländern weltweit stattfinden.

Mit einer internationalen Petition wollen die Koalition gegen Streubomben (CMC) und die Internationale Landminenkampagne (ICBL) alle Staaten dazu bewegen, den Verträgen von Ottawa und Oslo beizutreten. Außerdem sollen alle Unterzeichnerstaaten der Abkommen, darunter Deutschland, sie konsequent umsetzen und auch Investitionen in Firmen anderer Länder, die Streubomben herstellen, gesetzlich ausschließen. Bis 2011 wurde die Petition von über 750 000 Menschen unterzeichnet.

Weitere Infos zum Aktionstag und zur Petition unter: www.zeigdeinbein.de

* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 4. April 2012

  • 72 Staaten und sieben umstrittene Gebiete sind laut Landminen-Monitor 2011 noch von Minen betroffen.
  • 1999 bis 2009 gab es mindesten 73 576 Unfälle in 119 Ländern.
  • 45 Prozent der Opfer sind Kinder.
  • Länder, die 2010 noch Anti-Personen-Minen herstellten: China, Kuba, Indien, Iran, Myanmar, Nordkorea, Pakistan, Russland, Singapur, Südkorea, USA, Vietnam.
  • 1999 ist der Vertrag von Ottawa über das Verbot von Anti-Personen-Minen in Kraft getreten. Er verbietet Produktion, Lagerung, Einsatz und Export von Anti-Personen-Minen und trifft Regelungen für die Räumung betroffener Gebiete und die Unterstützung der Opfer. Bis Anfang 2012 haben ihn 160 Staaten unterzeichnet, 159 auch ratifiziert.
  • 39 Staaten haben noch nicht unterzeichnet: Ägypten, Armenien, Aserbaidshan, Bahrein, China, Finnland, Georgien, Indien, Iran, Israel, Kasachstan, Kirgistan, Kuba, Laos, Libanon, Libyen, Marokko, Mikronesien, die Mongolei, Myanmar, Nepal, Nordkorea, Oman, Pakistan, Russland, Saudi-Arabien, Singapur, Somalia, Sri Lanka, Südkorea, Syrien, Tonga, die USA, Usbekistan, die Vereinigten Arabischen Emirate und Vietnam.
  • Im August 2010 ist zudem der Vertrag von Oslo in Kraft getreten, für ein internationales Verbot von Streumunition. 111 Staaten haben ihn unterzeichnet, 70 ratifiziert, darunter Deutschland.
SODI / Handicap International




Vietnamkrieg, jeden Tag

Eindrücke aus einem minengeplagten Land

Von Jenny Becker **


Ich war kürzlich in Vietnam unterwegs. Zum ersten Mal in einem Land, in dem noch scharfe Minen in der Erde lauern. Als Touristin brauchte ich mir darüber keine Gedanken zu machen, sofern ich in betroffenen Gebieten nicht die Wege verließ. Natürlich ist auf den wichtigen Besucherpfaden längst alles gesichert – wer will schon einen zerfetzten Touristen im UNESCO-Weltkulturerbe, etwa an den Cham-Ruinen in My Son, wo immer noch Minen und Blindgänger vermutet werden!

Paradoxerweise war es ausgerechnet ein Museum, Inbegriff des Vergangenen, in dem ich schließlich mit der aktuellen Minengefahr konfrontiert wurde. Das Kriegsrelikte- Museum in Ho-Chi-Minh- Stadt ist nicht zimperlich. Warum auch, schließlich befasst es sich mit dem Vietnamkrieg. Es zeigt vor allem Fotos von Opfern, schrecklich direkt. Massaker, Skalps, Leid. Touristen »verlassen das Museum oft in Tränen aufgelöst«, warnt das Reisebuch. Nur ein Gedanke hilft, die Bilder zu ertragen: Zum Glück ist das vorbei.

Ist es nicht. Plötzlich sieht man dieses Foto. Darauf steht ein Mann mit einem Bündel Lumpen in der Hand, das halb auf dem Boden schleift. Das Bündel ist ein Mensch. Fetzen, die von ihm übrig sind. Das Bild ist von 2003, es zeigt das Ergebnis einer Minenexplosion irgendwo auf dem Land. Draußen, auf den Reisfeldern, dauert der Krieg auch nach 37 Jahren an.

** Aus: neues deutschland, Mittwoch, 4. April 2012


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