Gefahr durch Landminen
Heute ist der Internationale Tag zur Aufklärung über Minengefahr *
Mit der Kampagne »Zeig dein Bein« demonstrieren seit Anfang März weltweit Tausende Menschen ihre Solidarität für die rund 500 000 Minenopfer – durch eine einfache Geste, ein aufgeschlagenes Hosenbein.
Höhepunkt der Kampagne, die von der Internationalen Landminenkampagne ICBL initiiert wurde, sind öffentliche Aktionen, die heute um 12 Uhr am Brandenburger Tor in Berlin, in München, Nürnberg und 70 Ländern weltweit stattfinden.
Mit einer internationalen Petition wollen die Koalition gegen Streubomben (CMC) und die Internationale Landminenkampagne (ICBL) alle Staaten dazu bewegen, den Verträgen von Ottawa und Oslo beizutreten. Außerdem sollen alle Unterzeichnerstaaten der Abkommen, darunter Deutschland, sie konsequent umsetzen und auch Investitionen in Firmen anderer Länder, die Streubomben herstellen, gesetzlich ausschließen. Bis 2011 wurde die Petition von über 750 000 Menschen unterzeichnet.
Weitere Infos zum Aktionstag und zur Petition unter: www.zeigdeinbein.de
* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 4. April 2012
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72 Staaten und sieben umstrittene Gebiete sind laut Landminen-Monitor 2011 noch von Minen betroffen.
- 1999 bis 2009 gab es mindesten 73 576 Unfälle in 119 Ländern.
- 45 Prozent der Opfer sind Kinder.
- Länder, die 2010 noch Anti-Personen-Minen herstellten: China, Kuba, Indien, Iran, Myanmar, Nordkorea, Pakistan, Russland, Singapur, Südkorea, USA, Vietnam.
- 1999 ist der Vertrag von Ottawa über das Verbot von Anti-Personen-Minen in Kraft getreten. Er verbietet Produktion, Lagerung, Einsatz und Export von Anti-Personen-Minen und trifft Regelungen für die Räumung betroffener Gebiete und die Unterstützung der Opfer. Bis Anfang 2012 haben ihn 160 Staaten unterzeichnet, 159 auch ratifiziert.
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39 Staaten haben noch nicht unterzeichnet: Ägypten, Armenien, Aserbaidshan, Bahrein, China, Finnland, Georgien, Indien, Iran, Israel, Kasachstan, Kirgistan, Kuba, Laos, Libanon, Libyen, Marokko, Mikronesien, die Mongolei, Myanmar, Nepal, Nordkorea, Oman, Pakistan, Russland, Saudi-Arabien, Singapur, Somalia, Sri Lanka, Südkorea, Syrien, Tonga, die USA, Usbekistan, die Vereinigten Arabischen Emirate und Vietnam.
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Im August 2010 ist zudem der Vertrag von Oslo in Kraft getreten, für ein internationales Verbot von Streumunition. 111 Staaten haben ihn unterzeichnet, 70 ratifiziert, darunter Deutschland.
SODI / Handicap International
Vietnamkrieg, jeden Tag
Eindrücke aus einem minengeplagten Land
Von Jenny Becker **
Ich war kürzlich in Vietnam unterwegs.
Zum ersten Mal in einem
Land, in dem noch scharfe Minen
in der Erde lauern. Als Touristin
brauchte ich mir darüber keine
Gedanken zu machen, sofern ich in
betroffenen Gebieten nicht die
Wege verließ. Natürlich ist auf den
wichtigen Besucherpfaden längst
alles gesichert – wer will schon einen
zerfetzten Touristen im
UNESCO-Weltkulturerbe, etwa an
den Cham-Ruinen in My Son, wo
immer noch Minen und Blindgänger
vermutet werden!
Paradoxerweise war es ausgerechnet
ein Museum, Inbegriff des
Vergangenen, in dem ich schließlich
mit der aktuellen Minengefahr
konfrontiert wurde. Das Kriegsrelikte-
Museum in Ho-Chi-Minh-
Stadt ist nicht zimperlich. Warum
auch, schließlich befasst es sich mit
dem Vietnamkrieg. Es zeigt vor allem
Fotos von Opfern, schrecklich
direkt. Massaker, Skalps, Leid.
Touristen »verlassen das Museum
oft in Tränen aufgelöst«, warnt das
Reisebuch. Nur ein Gedanke hilft,
die Bilder zu ertragen: Zum Glück
ist das vorbei.
Ist es nicht. Plötzlich sieht man
dieses Foto. Darauf steht ein Mann
mit einem Bündel Lumpen in der
Hand, das halb auf dem Boden
schleift. Das Bündel ist ein Mensch.
Fetzen, die von ihm übrig sind. Das
Bild ist von 2003, es zeigt das Ergebnis
einer Minenexplosion irgendwo
auf dem Land. Draußen,
auf den Reisfeldern, dauert der
Krieg auch nach 37 Jahren an.
** Aus: neues deutschland, Mittwoch, 4. April 2012
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