Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

"Napalm am Morgen - Vietnam und der kritische Kriegsfilm aus Hollywood"

Ein Buch von Peter Bürger - rezensiert von Wolfgang Kuhlmann

Versuch einer Rezension von Wolfgang Kuhlmann

Druckfrisch auf den Tisch! Wer immer noch nicht weiß, was er zu Ostern für seine Liebsten im Garten verstecken soll, bekommt jetzt eine ganz aktuelle Empfehlung: ein brandneues Buch zur Thematik: Hollywood und filmische Kriegspropaganda.

Ich hatte den Rohentwurf des Buches vorab lesen können. Das Lesen des Rohentwurfes - es war Kritik gefragt - bereitete sehr viel Freude. Der Ausdruck "Spaß" wäre bei dem Thema etwas deplaziert, war aber der erste, der mir gerade einfiel.

Zum Inhalt des Buches (aus dem "Klappentext" der Homepage):

Die Vereinigten Staaten leisteten vor über drei Jahrzehnten Widerstand gegen den Krieg ihrer Regierung in Südostasien. Aktuell werden mit Blick auf die anhaltenden Kriegszustände im Irak immer wieder zutreffende und unpassende Vergleiche zu "Vietnam" angestellt.

Im Kino der USA haben die Massenproteste von einst tiefe Spuren hinterlassen.

Das vorliegende Buch behandelt im Rückblick auf Vietnam kritische Kriegsfilme aus Hollywood. Wer eine Abneigung gegen das Kriegskino verspürt, kann sich auch ohne Bombenterror oder Raketenfeuer mit den Geschichten, Motiven und Gegenwartsbezügen der behandelten Titel vertraut machen. Wer in Schule, Erwachsenenbildung oder Friedensgruppe mit Filmen arbeitet, findet hier eine gründliche Orientierungshilfe.

"Napalm am Morgen" ist eine Arbeit aus den Reihen der Friedensbewegung, der gewöhnlich eine "antiamerikanische" Sicht unterstellt wird. Doch hier erwartet Sie keine Klage über die "größte Propagandamaschine der Welt", sondern eher eine Hommage an Hollywoods kritische Traditionen.

Dem Autor gelingt es, sein umfangreiches Wissen, welches er sich über die Zusammenhänge zwischen "Hollywood" und Kriegsmaschinerie erarbeitet hat, mit sehr viel Engagement an den Leser zu vermitteln. Zwischen den abgegrenzten Kapiteln kann man jederzeit eine Rast einlegen - oder von vorne bis hinten durchlesen.


Kleine Auszüge aus dem über 200 Seiten starken Paperback gibt es im Internet als Appetithappen.

Es ist ein Buch, welches "eigentlich" ein Fachbuch für Cinéasten ist, aber in der Realität an einen sehr viel breiteren Kreis adressiert ist und diese auch interessieren wird. Bestes Beispiel bin ich selbst: ein Null-Kino-Gänger. Zuerst schien mir das Buch furchtbar dröge zu sein - bis ich merkte, daß ich mich "festgefressen hatte.

Dieser Adressatenkreis von "Napalm am Morgen" reicht bis zu den Menschen, die sich wegen der Gewaltszenen (Anti-)Kriegsfilme niemals anschauen wollen oder können, aber trotzdem wissen möchten, worüber sie im Fall der Fälle diskutieren.

Auf dem Ostermarsch 2004 in Düsseldorf wurde das Buch erstmals präsentiert. Das ist kein Wunder, denn der Autor ist als engagierter Christ aktiv in der Düsseldorfer Friedensbewegung. Und selbstredend haben die Gruppen der Düsseldorfer Friedensbewegung als Herausgeber bzw. Unterstützer ihr Scherflein (im Sinne des Wortes) beigetragen, daß das Buch erscheinen kann. Und so ist das Buch im erweiterten Sinne auch ein Werk der Düsseldorfer Friedensbewegung.

Obacht:
Wenn ich dieses Buch "Napalm am Morgen" derart freundlich empfehle, dann ist sicherlich ein Quantum Subjektivität im Spiel, der Autor ist ein vertrauter Mensch, seine Kompetenz hinsichtlich des Sujets unbestreitbar hoch. Da ist eine gewisse Parteilichkeit nie ganz auszuschließen. Darum sollten FTA-Leser auch eingehend die Homepage des Buches studieren und schauen, ob es ihrer Ansicht nach der Lobeshymne standhält. Je nach Urteil wird eine der folgenden Konsequenzen empfohlen:
  • Wenn ja: unbedingt kaufen und lesen
  • Wenn unsicher: unbedingt kaufen und lesen
  • Wenn nein: unbedingt kaufen und lesen - man möchte sich schließlich
  • keine Vorurteile nachsagen lassen.
Zum Autor:

Mitglied im Sprecherteam des "Ökumenischen Friedensnetzes Düsseldorfer Christinnen & Christen". Peter Bürger versteht sich als antikapitalistischer Christ, lehnt klassische Frontstellungen (Mystik oder Politik, Tiefenpsychologie oder gesellschaftliche Analyse etc.) ab und befürchtet zu Beginn des 3. Jahrtausends eine nie da gewesene Aufrüstung zum Krieg in Kultur, Politik und Technologie. Die Anregung zum Buch "Napalm am Morgen" fand er im Rahmen der Düsseldorfer "Wochen des US-amerikanischen Antikriegsfilms" vom Mai 2002, die er mit anderen anlässlich des Deutschlandbesuchs von US-Präsident George W. Bush jun. als Hommage an das kritische Hollywood organisiert hat.

Der Autor arbeitet zur Zeit an einer nachfolgenden Darstellung der vom Pentagon geförderten Kriegsfilme aus den Filmstudios der USA (Titel: "Botschafter der Angst"). Erste Ergebnisse dazu sind bereits publiziert u.a. in folgendem Beitrag:
Peter Bürger: "Kultur des Todes" US-Unterhaltungsindustrie und Kriegspropaganda im Zeichen einer neuen Weltordnung. In: Marxistische Blätter 1/2003 (Sonderheft zum Irakkrieg), S. 47-54.

Peter Bürger: Napalm am Morgen - Vietnam und der kritische Kriegsfilm aus Hollywood.
Düsseldorf: fiftyfifty 2004. ISBN 3-9807400-5-6 (Seitenzahl 212) Preis: 15,- Euro




Frank Kürschner-Pelkmann schreibt über das Buch:
Der Irak-Krieg hat die Erinnerung an den Vietnam-Krieg wachgerufen. In den Vereinigten Staaten ist der Krieg in Vietnam seit den 70er Jahren in immer neuen Spielfilmen "verarbeitet" worden. Einige dieser Filme haben einen kriegskritischen Ansatz, und mit einer Auswahl dieser Filme beschäftigt sich Peter Bürger in seinem Buch, mit dem er sich unter anderem an diejenigen wendet, die in Schule und Bildungsarbeit mit Filmen arbeiten. Er verschweigt die eigenen Werte nicht, mit denen er die Filme analysiert: Weltbürgertum, Internationalismus und christliche Ökumene. Als ein Problem hat er erkannt, dass viele kritische Filme eine große Zahl von Kriegsszenen enthalten, die auch ein Publikum bedienen, das alles andere als kriegskritisch ist. Sein persönlicher Favorit ist deshalb der Vietnam-Heimkehrerfilm "Birdy" von Alan Parker mit ganz knappen Kriegssequenzen. Der Autor analysiert mehr als ein Duzend Filme, darunter so berühmte Streifen wie "Apokalypse Now". Es gelingt Peter Bürger nicht nur, die Inhalte der Filme spannend wiederzugeben und zu analysieren, sondert er ordnet sie auch ein in den gesellschaftlichen Kontext der USA, wo viele der drei Millionen Veteranen mit ihren Erfahrungen allein gelassen wurden. Die Schrecken des Krieges sind dort nicht nur auf der Leinwand präsent.
Aus: Publik-Forum, Nr. 18/2004, S. 67





Zurück zur Seite "Krieg und Medien"

Zurück zur Homepage