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"Dresden nazifrei!" nun regionaler

Aktivierungskonferenz läutet Vorbereitung auf 13. Februar 2013 ein

Von Hendrik Lasch, Dresden *

Das Bündnis »Dresden nazifrei!« wird 2013 nicht mehr im gleichen Umfang wie bisher bundesweit mobilisieren. Die Dresdner sind beim Protest gegen Nazis stärker selbst in der Pflicht.

Ein Marsch um den Block und eine gänzlich ausgefallene Demonstration - mehr war für die Rechtsextremen im Februar 2012 in Dresden nicht drin. Was noch wenige Jahre zuvor das europaweit größte Ereignis der Szene darstellte, wurde zuletzt zum Debakel und sorgte für viel Zoff und Verstimmung. Zu danken war die erfolgreiche Verhinderung maßgeblich dem Bündnis »Dresden nazifrei!«. Das hatte zum dritten Mal seit 2010 bundesweit Zigtausende Menschen zu Protesten und Blockaden in Sachsens Landeshauptstadt geholt.

Im nächsten Februar wird das Bündnis auf etwas niedrigerem Niveau mobilisieren. »Wir ver-stehen uns verstärkt als regionales Bündnis«, sagte Sprecher Silvio Lang bei einer Aktivie-rungskonferenz am Wochenende. Mit bundesweiter Mobilisierung im bisherigen Umfang sei nicht wieder zu rechnen.

Grund ist zum einen die Erwartung, dass Dresden für die rechte Szene an Stellenwert verloren hat - wobei noch unklar ist, ob die Niederlage vor allem von 2012, als der Anmelder intern heftig beschimpft wurde, die Szene tatsächlich demotiviert hat oder eher anstachelt. Zum anderen wollen sich die Aktivisten, die zuletzt in Dresden die Fäden spannen, verstärkt auch anderen Schwerpunkten widmen. So hat sich unlängst erst ein Bündnis »Magdeburg nazifrei!« gegründet. Die sachsen-anhaltische Landeshauptstadt sieht sich rund um den 16. Januar, den Jahrestag ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, mit immer größeren Naziauf-märschen konfrontiert. Diese hatten lange Zeit als Generalprobe für den 13. Februar in Dres-den gegolten, wurden aber angesichts des dortigen Widerstands zur Alternative. Für Dresden heißt das, dass sich die Bürger stärker auf ihre eigenen Kräfte besinnen sollen. »Die Bevölkerung muss sich weiter engagieren«, so Lang. Im Bündnis selbst werden verstärkt Akteure aus den regionalen Strukturen der Gewerkschaften, Parteien und Verbände mitwir-ken.

Oberstes Ziel ist für das Bündnis weiter die Verhinderung von Naziaufmärschen um den 13. Februar. Zudem soll der Diskurs über die Formen des Gedenkens beeinflusst werden; der »Spaziergang Täterspuren«, der auf NS-Täter und Mitläufer in Dresden hinweist, soll erneut stattfinden. Wie sich die Zusammenarbeit mit der städtischen »Arbeitsgruppe 13. Februar« gestaltet, ist unklar. Nach einem Gespräch zu Jahresbeginn, sagt Lang, gebe es derzeit »wider-sprüchliche Signale«

* Aus: neues deutschland, Montag, 15. Oktober 2012


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