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"Kostendruck" auf Rohstoffmärkten

Weniger drastische Preisschwankungen. Seltene Erden bleiben knapp *

Die Lage auf den globalen Rohstoffmärkten hat sich nach den extremen Preishochs der vergangenen Jahre zuletzt zwar beruhigt, Entwarnung wollen viele Beobachter aber noch lange nicht geben. Vor allem in der Stahlindustrie bleibt der Kostendruck hoch. »Eine nachhaltige Entspannung der Kostensituation bei Rohstoffen, wie sie sich vor einem Jahr abzuzeichnen schien, blieb 2013 aus«, bilanzierte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff gegenüber dpa.

Beim Erdöl dürfte die Debatte um eine Lockerung der Sanktionen gegen den Iran eine Rolle gespielt haben. Der Forschungsdirektor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Michael Bräuninger, betonte laut dpa, daß eine höhere Nachfrage auf dem Öl-Weltmarkt 2014 den Preisauftrieb wieder anheizen könnte. »Wenn es nicht zu der erforderlichen Ausweitung der Förderkapazitäten kommt, könnten erhebliche Preissteigerungen die Folge sein.«

Die Marktmacht Chinas und die Abhängigkeit des Westens spielen insbesondere bei Seltenen Erden, die in vielen Hightech-Produkten wie Computerchips, Windkraftanlagen oder Assistenzsystemen im Auto Verwendung finden, eine wichtige Rolle. Doch launische Märkte und eine hohe Weltnachfrage dürften sie weiterhin knapp halten, schätzen Experten der Deutschen Rohstoffagentur (DERA). »Die Gesamtentwicklung war sehr turbulent«, sagte DERA-Chef Peter Buchholz im Rückblick auf das Jahr 2013 der Agentur. Zwischen 2006 und 2011 seien die Preise für einzelne Seltene Erden wie Dysprosium um das Vierzigfache gestiegen – von 60 auf 2400 US-Dollar pro Kilogramm.

Bei Lanthan und Cer habe es in diesem Zeitraum sogar eine Versechzigfachung gegeben. Zwar sei das Niveau bei vielen der Spezialmetalle seit 2012 wieder stark eingebrochen. »Bei den schweren Seltenen Erden gibt es aber weiter das Problem, daß wir mit Blick auf den Ausbau der erneuerbaren Ener­gien langfristig ein Angebotsdefizit bekommen dürften«, so Buchholz. Das Ausmaß der Schwankungen sei in der Gruppe der Seltenen Erden einzigartig. Treiber sei die enorme Nachfrage nach dem Einsatz der Metalle in Windkraftanlagen und der Elektromobilität – »und zwar nicht nur die reale, sondern auch die spekulative. Dieser Hype hat zu einer regelrechten Panikreaktion an den Märkten geführt«. Die USA, die EU und Japan hatten bereits 2012 den Haupterzeuger China wegen Exportbeschränkungen vor der Welthandelsorganisation verklagt. Inzwischen sagte Peking zu, seine Ausfuhrquoten zu erhöhen.

* Aus: junge Welt, Montag, 23. Dezember 2013


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