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Rückzug aus Heidelberg

US-Militär sortiert Einheiten in Deutschland um

Nach Angaben eines Sprechers des US-Heeres in Heidelberg sollen 2000 der 6500 US-Soldaten, die in Mannheim und Heidelberg stationiert sind, nach Wiesbaden verlegt werden. 1450 US-Soldaten sollen demnach Deutschland verlassen.

Goodbye GI: Die US-Armee gibt ihre deutschen Heeresstützpunkte Heidelberg und Mannheim bis 2015 komplett auf. Das teilte das US-Verteidigungsministerium am Mittwoch in Washington mit. 1450 US-Soldaten werden Deutschland umgehend verlassen, wie ein Sprecher des US-Heeres in Heidelberg sagte.

2000 der 6500 betroffenen Soldaten werden nach Wiesbaden verlegt, wo ein neues US-Hauptquartier entsteht. 500 gehen ins bayerische Schweinfurt, 300 nach Kaiserslautern und 150 nach Baumholder in Rheinland-Pfalz. Außerdem wird das Generaldepot in Gießen geschlossen und ins rheinland-pfälzische Germersheim verlegt. Heidelberg und Mannheim hatten monatelang versucht, ihre Standorte zu erhalten.

Hunderte weitere Amerikaner und ihre Familien werden in den nächsten Jahren Baden-Württemberg verlassen. Wohin sie kommen, steht noch nicht fest. Ministerpräsident Stefan Mappus und der für die Streitkräfte zuständige Innenminister Heribert Rech (beide CDU) bedauerten den Abzug. Sie forderten für die betroffenen deutschen Zivilangestellten sozialverträgliche Lösungen.

Ein neues US-Hauptquartier entsteht für 90 Millionen Euro in Wiesbaden. Es soll Ende Februar 2012 fertig sein und 1000 Arbeitsplätze bieten. Die bisherige Zentrale der Landstreitkräfte in Heidelberg wird aufgegeben.

Kasernen gehen an Bund

Die hessische Regierung und die Stadt Wiesbaden freuten sich über den Umzug. »Das US-Hauptquartier ist in Wiesbaden außerordentlich willkommen«, sagte Regierungssprecher Dirk Metz. Für die Stadt Wiesbaden werde der Umzug positive wirtschaftliche Entwicklungen bringen. In Rheinland-Pfalz begrüßten Ministerpräsident Kurt Beck und Innenminister Karl Peter Bruch (beide SPD) die Pläne. Damit sei verbunden, dass 434 neue zivile Arbeitsplätze im Land entstünden.

Die leeren Kasernen im Südwesten würden an den Bund zurückgegeben, sagte der Army-Sprecher. Der Abbau im Südwesten ist ein weiterer Schritt bei der Umstrukturierung der US-Armee als Folge der veränderten Sicherheitslage nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

In Deutschland sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums insgesamt knapp 54 000 Armeeangehörige stationiert. Nach den Pentagon-Zahlen von Juni 2009 gehören rund 38 500 Soldaten zum Heer, knapp 15 000 zur Luftwaffe, 249 zur Marine und 318 zum Marine Corps.

Nach Angaben des Instituts für Strategische Studien in London verteilen sich die US-Militärs in der Bundesrepublik auf mehr als 100 unterschiedliche Standorte. Der Flugplatz im pfälzischen Ramstein dient den US-Militärs als wichtigste Drehscheibe für internationale Transport- und Frachtflüge. Er ist der größte Stützpunkt der US-Luftwaffe außerhalb der Vereinigten Staaten und der größte NATO-Flughafen in Europa.

Riesiges Hospital

Auf dem Flugplatz bei Kaiserslautern landen auch verletzte US-Soldaten, die im benachbarten US-Militärkrankenhaus Landstuhl behandelt und dann in die USA geflogen werden. Das Militärhospital – das größte außerhalb der USA – ist die zentrale medizinische Anlaufstelle für US-Soldaten und deren Familien in Europa, im Nahen Osten und Afrika.

Die Patch Barracks in Stuttgart-Vaihingen beherbergen das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa (EUCOM). Die Kelley-Kasernen und das Wohnquartier Robinson Barracks sind weitere US-Stützpunkte in der baden-württembergischen Landeshauptstadt.

Auf dem Truppenübungsplatz Joint Multinational Command Training Center (JMCTC) in Grafenwöhr in der Oberpfalz (Bayern) üben Einheiten der US-Army und anderer NATO-Streitkräfte. Die USA unterhalten dort zudem einen Militärflughafen.

In Heidelberg (Baden-Württemberg) lebten bislang tausende US-Soldaten mit Familienangehörigen, die in zwei Kasernen und einem Krankenhaus tätig waren. Der einst in Heidelberg beheimatete Armeerundfunk AFN Europe sendet jetzt aus dem nahen Mannheim, wo sich bislang auch mehrere US-Kasernen befanden. In Wiesbaden und Umgebung sind auf dem Militärflugplatz Erbenheim sowie in mehreren Kasernen und Dienststellen ebenfalls US-Militärs stationiert.

* Aus: Neues Deutschland, 25. Juni 2010


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