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Pentagon verringert Präsenz

Trotzdem bleiben über 40 000 US-Soldaten in Deutschland stationiert *

Im Zuge ihrer strategischen Neuausrichtung ziehen die USA mehr als 10 000 Soldaten aus Deutschland ab.

Wie das Pentagon mitteilte, sollen die Verlegungen noch in diesem Jahr beginnen und bis 2017 abgeschlossen sein. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière erklärte nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Leon Panetta in Washington, die Zahlen seien »kein Grund zur Klage«. »Das Verfahren war transparent, das Ergebnis ist moderat«, sagte er. Deutschland bleibe für die USA das »Hauptstationierungsland« in Europa.

Wie erwartet lösen die USA zwei schwere Kampfbrigaden mit je 3850 Soldaten auf, die in Baumholder in Rheinland-Pfalz und Grafenwöhr in Bayern stationiert sind. Die Einheiten waren durch den Afghanistan-Einsatz in den vergangenen zehn Jahren ohnehin die meiste Zeit abwesend. Auch das Aus für die bayerischen Standorte Schweinfurt und Bamberg war bereits bekannt. Nach Angaben des Pentagons sollen 1600 Soldaten einer Luftlandebrigade mit Familien künftig im italienischen Vicenza stationiert sein.

Außerdem kündigte das USVerteidigungsministerium die Auflösung eines in Spangdahlem (Rheinland-Pfalz) stationierten Luftwaffen-Geschwaders mit 525 Soldaten an. Das Hauptquartier des 5. US-Corps in Wiesbaden soll ebenfalls weichen, rund 750 Soldaten werden von hier im Sommer nach Afghanistan verlegt. Auch der geplante Abzug von 2500 Soldaten aus Unterstützungseinheiten dürfte deutsche Standorte treffen, das US-Militär will die Entscheidung nach eigenen Angaben noch in diesem Jahres treffen.

Trotz der Veränderungen würden mehr als 40 000 US-Soldaten in Deutschland stationiert bleiben, sagte Panetta. US-Einheiten würden sich an Standorten in der Bundesrepublik weiter auf ihren Einsätze vorbereiten. Die neue Verteidigungsstrategie bekräftige die »dauerhafte strategische Bedeutung « der transatlantischen Partnerschaft mit Verbündeten wie Deutschland, so der Pentagonchef.

Trotz aller Sparzwänge will die US-Regierung die Entwicklung des Raketenabwehrsystems Meads zusammen mit Deutschland und Italien fortsetzen. US-Verteidigungsminister Panetta bekannte sich nach dem Treffen mit de Maizière in Washington zu dem Milliardenprojekt, obwohl der USKongress die Finanzierung stoppen will.

Die USA, Deutschland und Italien haben sich gegen eine Beschaffung von Meads entschieden. Im vergangenen Jahr hatten sich die drei Länder aber trotzdem darauf verständigt, die Entwicklung bis Ende 2013 fortzusetzen, um gegebenenfalls anschließend einzelne Komponenten zu nutzen. Denkbar ist beispielsweise eine Ergänzung des Patriot-Abwehrsystems, das für den in Europa geplanten Raketen-Schutzschild der NATO verwendet werden soll.

* Aus: neues deutschland, 18. Februar 2012

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