Wir bringen den Kampf zu den Terroristen
Take the Fight to the Terrorists
Von Donald H. Rumsfeld, US-Verteidigungsminister
By Donald Rumsfeld, U.S. Secretary of Defense
Im Folgenden dokumentieren wir einen Artikel von US-Verteidigungsminister Rumsfeld, der erstmals in der Washington Post vom 26. Oktober 2003 erschien, in einer vom Amerika Dienst besorgten deutschen Übersetzung und im Original.
Letzte Woche begingen wir den 20. Jahrestag des Selbstmordanschlags auf
Kasernen der amerikanischen Marineinfanteristen in Beirut - eine Explosion,
bei der über 240 Amerikaner getötet wurden. Kurz nach dem Anschlag baten
mich Präsident Reagan und Außenminister George Shultz, mich freistellen zu
lassen, um als Gesandter des Präsidenten für den Nahen Osten tätig zu
werden. Diese Erfahrung hat uns Lektionen über das Wesen des Terrorismus
gelehrt, die bei unserem globalen Krieg gegen den Terror heute immer noch
gültig sind.
Präsident Bush hat eindeutig klargestellt, dass der einzige Weg, den
heutigen Krieg zu gewinnen, darin besteht, den Kampf zum Feind zu bringen
und die terroristische Bedrohung der Zivilisation zurückzudrängen, "nicht
nur am Rand ihrer Einflusssphäre, sondern im Zentrum ihrer Macht". Er hat
Recht. Um zu verstehen, warum, sollte man sich vor Augen führen, was vor
zwei Jahrzehnten in Beirut geschah.
Der Anschlag erfolgte, als ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen auf das
Gelände der Kasernen der US-Marineinfanteristen in der Nähe des Beiruter
Flughafens fuhr. Die logische Antwort war, Zementbarrikaden um Gebäude zu
errichten, um weitere Bombenanschläge mit Lastwagen zu verhindern. Aber die
Terroristen fanden schnell heraus, wie sie diese Verteidigungsanlagen
umgehen konnten: Sie begannen, raketengetriebene Granaten auf Ziele
abzufeuern, die von solchen Barrikaden umgeben waren. Also tendierte man
dahin, sich noch weiter zu ducken. Wir sahen auf einmal Gebäude an der
Corniche, der beliebten Strandpromenade, die sich in Beirut mehrere
Kilometer am Meer entlang erstreckt, mit einem Metallnetz bedeckt, so dass
raketengetriebene Granaten, die das Netz trafen, abprallen und wenig Schaden
anrichten würden. Was taten die Terroristen als nächstes? Sie passten sich
an. Sie beobachteten das Kommen und Gehen der Botschaftsangehörigen und
begannen, weiche Ziele anzugreifen - Menschen auf ihrem Weg von und zur
Arbeit. Mit jeder neuen Art der Verteidigung begaben sich die Terroristen
auf einen anderen Weg des Angriffs.
Binnen sechs Monaten nach dem ersten Anschlag hatten sich die meisten
amerikanischen Truppen aus dem Libanon zurückgezogen. Und aus dieser
Erfahrung lernten die Terroristen wichtige Lektionen: dass Terrorismus
relativ kostengünstig und bestreitbar ist und bei geringem Risiko und häufig
ungestraft beträchtliche Erfolge erzielen kann. Terrorismus kann eine starke
Ausgleichsfunktion haben - als Multiplikator der Auswirkungen von Gewalt
wirken. Und Terrorismus funktioniert in dem Sinne, dass er terrorisieren
kann, und selbst ein einziger Anschlag kann die öffentliche Meinung und
Moral beeinflussen und das Verhalten von Nationen verändern.
Terroristen haben einen greifbaren Vorteil. Ein Terrorist kann an jedem Ort,
zu jeder Zeit unter Verwendung aller erdenklichen Techniken zuschlagen. Es
ist nicht möglich, jedes potenzielle Ziel zu jeder Zeit an jedem Ort gegen
jede Art von Angriff zu verteidigen. Angesichts dieser Tatsache besteht der
Weg zur Bekämpfung der Terroristen darin, den Krieg zu ihnen zu bringen -
sie zu verfolgen, wo sie leben, Anschläge planen und sich verstecken, und
den Staaten gegenüber, die sie fördern und ihnen Unterschlupf gewähren,
klarzustellen, dass solche Handlungen Konsequenzen haben werden.
Das tut Präsident mit dem globalen Krieg gegen den Terrorismus. Als unsere
Nation am 11. September 2001 angegriffen wurde, erkannte der Präsident
sofort, dass das Geschehen eine Kriegshandlung war und als solche geahndet
werden muss; dass Schwäche zu Aggression führen kann; und dass nur eine
defensive Haltung einzunehmen und Schläge einzustecken kein effektiver Weg
zu ihrer Bekämpfung ist. Er erklärte, dass von nun an "jeder, der an der
Ausübung oder Planung von terroristischen Anschlägen gegen das amerikanische
Volk beteiligt ist, zum Feind dieses Landes wird ... Jede Person,
Organisation oder Regierung, die Terroristen unterstützt, schützt oder ihnen
Zuflucht gewährt, sich an der Ermordung von Unschuldigen beteiligt, ist
ebenso terroristischer Verbrechen schuldig. Jedes geächtete Regime, das
Bindungen zu terroristischen Gruppen hat und den Besitz von
Massenvernichtungswaffen anstrebt oder im Besitz dieser ist, ist eine ernste
Gefahr für die zivilisierte Welt, und wir werden uns ihm entgegenstellen."
In den folgenden zwei Jahren wurden tausende Terroristen zusammengetrieben,
und zwei terroristische Regime haben gelernt, dass der Präsident meint, was
er sagt.
Die von Präsident Bush gewählte Vorgehensweise ist noch wichtiger bei
unserem Eintritt in ein neues und gefährliches Sicherheitsumfeld. Als die
Kasernen der Marineinfanteristen vor zwei Jahrzehnten angegriffen wurden,
war die terroristische Bedrohung vornehmlich konventionell. Terroristen
waren im Besitz von Waffen, die dutzende oder, im Falle des Bombenanschlags
von Beirut, hunderte Menschen töten konnten. Am 11. September wurden die
Terroristen noch mutiger - sie brachten den Krieg an unsere Ufer und setzten
Techniken ein, die es ihnen gestatteten, nicht Hunderte, sondern Tausende zu
töten. Aber bedenken Sie: Der am 11. September benutzte Sprengstoff war
Flugzeugbenzin. Die uns im 21. Jahrhundert konfrontierende Gefahr ist die
Bedrohung durch Terroristen, die nicht mit Flugzeugbenzin, sondern mit
mächtigeren Waffen ausgerüstet sind. Wenn sich die Welt nicht mit der sich
abzeichnenden Verbindung zwischen Terrornetzwerken, terroristischen Staaten
und Massenvernichtungswaffen auseinandersetzt, könnten die Terroristen eines
Tages nicht über 240 Menschen töten, wie in Beirut, oder über 3.000
Menschen, wie am 11. September, sondern Zehntausende - oder mehr.
Aus diesem Grund befinden sich unser Land und unsere aus 90 Nationen
zusammengesetzte Koalition heute im Krieg. Aus diesem Grund haben wir
Streitkräfte, die in diesem Augenblick ihr Leben riskieren und in
Afghanistan, im Irak und andernorts auf der Welt terroristische Gegner
bekämpfen. Und aus diesem Grund muss unser Land auch erkennen, dass der
Krieg gegen den Terrorismus lang, schwierig und gefährlich sein wird - und
während wir uns mit unmittelbaren terroristischen Bedrohungen befassen,
müssen wir auch Wege finden, um die Formierung der nächsten Generation von
Terroristen zu verhindern. Für jeden Terroristen, den die
Koalitionsstreitkräfte ergreifen, töten, von seinem Tun abbringen oder
abschrecken, werden andere ausgebildet. Um den Krieg gegen den Terror zu
gewinnen, müssen wir auch den Krieg der Ideen gewinnen - den Kampf um die
Köpfe derjenigen, die von Terrornetzwerken auf der ganzen Welt rekrutiert
werden.
Aus diesem Grund setzt der Präsident alle Elemente der nationalen Macht ein:
Militär, Finanzen, Diplomatie, Strafverfolgung, Nachrichtendienste und
Öffentlichkeitsarbeit. Als freie Menschen im 21. Jahrhundert können wir
nicht hinter Betonbarrieren und Maschendraht leben. Wir können nicht in
Angst leben und freie Menschen bleiben. Die Aufgabe besteht darin, die
Terroristen aufzuhalten, bevor sie terrorisieren können. Und noch besser
wäre, wenn wir vorgreifen und sie davon abhalten, überhaupt erst Terroristen
zu werden. Das ist die Lektion, die wir vor zwei Jahrzehnten in Beirut
gelernt haben.
Quelle: Amerika Dienst; Originaltext siehe: http://usinfo.state.gov
26 October 2003
Rumsfeld Says Range of Strategies Needed to Stop Terrorism
The following op-ed article by U.S. Secretary of Defense Donald Rumsfeld appeared in the Washington Post October 26 and is in the public domain. No republications restrictions.
Take the Fight to the Terrorists
By Donald H. Rumsfeld, U.S. Secretary of Defense
Last week marked the 20th anniversary of the suicide bomb attack on the U.S. Marine barracks in Beirut -- a blast that killed more than 240 Americans. Soon after that attack, President Reagan and Secretary of State George Shultz asked me to take a leave of absence to serve as presidential envoy for the Middle East. That experience taught us lessons about the nature of terrorism that are relevant today as we prosecute the global war on terror.
President Bush has made clear that the only way to win today's war is to carry the fight to the enemy and roll back the terrorist threat to civilization, "not on the fringes of its influence, but at the heart of its power." He has it right. To understand why, one might consider what happened in Beirut two decades ago.
The attack occurred when a truck loaded with explosives drove into the U.S. Marine barracks near the Beirut airport. The logical response was to put cement barricades around buildings to prevent another truck bombing. But the terrorists soon figured out how to get around those defenses: They began lobbing rocket-propelled grenades over targets that had such barricades. So the tendency was to hunker down even more. We started seeing buildings along the Corniche, the popular seaside boardwalk that runs for several miles along the sea in Beirut, covered with a metal mesh, so that when rocket-propelled grenades hit the mesh, they would bounce off, doing little damage. So what did the terrorists do next? They adapted. They watched the comings and goings of embassy personnel and began hitting soft targets -- people on their way to and from work. For every defense, the terrorists moved to another avenue of attack.
Within six months of the first attack, most of the American troops had pulled out of Lebanon. And from that experience, terrorists learned important lessons: that terrorism is relatively low-cost and deniable and can yield substantial results at low risk and often without penalty. Terrorism can be a great equalizer -- a force multiplier. And terrorism works in the sense that it can terrorize, and even a single attack can influence public opinion and morale and alter the behavior of nations.
Terrorists have a sizable advantage. A terrorist can attack at any time, in any place, using virtually any technique. And it is not possible to defend every potential target at all times in every place against every form of attack. That being the case, the way to defeat terrorists is to take the war to them -- to go after them where they live and plan and hide, and to make clear to states that sponsor and harbor them that such actions will have consequences.
That is what President Bush is doing in the global war on terrorism. When our nation was attacked on Sept. 11, 2001, the president immediately recognized that what had happened was an act of war and must be treated as such; that weakness can invite aggression; and that simply standing in a defensive posture and absorbing blows is not an effective way to counter it. He declared that henceforth "any person involved in committing or planning terrorist attacks against the American people becomes an enemy of this country . . . . Any person, organization, or government that supports, protects, or harbors terrorists is complicit in the murder of the innocent and equally guilty of terrorist crimes. [And] any outlaw regime that has ties to terrorist groups and seeks or possesses weapons of mass destruction is a grave danger to the civilized world -- and will be confronted." In the ensuing two years, thousands of terrorists have been rounded up, and two terrorist regimes have learned the president meant what he said.
The approach the president has taken is even more important as we enter a new and dangerous security environment. When the Marine barracks was attacked two decades ago, the terrorist threat was largely conventional. Terrorists had weapons that could kill dozens or, in the case of the Beirut bombing, hundreds of people. On Sept. 11 the terrorists grew even bolder -- bringing the war to our shores and using techniques that allowed them to kill not hundreds but thousands. Yet consider: the explosive agent used on Sept. 11 was jet fuel. The danger we face in the 21st century is the threat posed by terrorists armed not with jet fuel but with more powerful weapons. If the world does not deal with the emerging nexus between terrorist networks, terrorist states and weapons of mass murder, terrorists could one day kill not more than 240 people, as in Beirut, or more than 3,000 people, as on Sept. 11, but tens of thousands -- or more.
That is why our country and our 90-nation coalition is at war today. That is why we have forces risking their lives at this moment, fighting terrorist adversaries in Afghanistan and Iraq and elsewhere across the world. It is also why it is critical that our country recognize that the war on terrorism will be long, difficult and dangerous -- and that as we deal with immediate terrorist threats, we also need to find ways to stop the next generation of terrorists from forming. For every terrorist whom coalition forces capture, kill, dissuade or deter, others are being trained. To win the war on terror, we must also win the war of ideas -- the battle for the minds of those who are being recruited by terrorist networks across the globe.
That is why the president is using all elements of national power: military, financial, diplomatic, law enforcement, intelligence and public diplomacy. Because to live as free people in the 21st century, we cannot live behind concrete barriers and wire mesh. We cannot live in fear and remain free people. The task is to stop terrorists before they can terrorize. And even better, we must lean forward and stop them from becoming terrorists in the first place. That is a lesson we learned two decades ago in Beirut.
(http://usinfo.state.gov/topical/pol/terror/texts/03102606.htm)
Zurück zur "Terrorismus-Seite"
Zurück zur Homepage