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"Täter, Organisatoren und Förderer der Terroranschläge finden und vor Gericht stellen"

Der UN-Sicherheitsrat zu den Bombenanschlägen vom 15. und 20. November 2003 in Istanbul

Im Folgenden dokumentieren wir die am 20. November 2003 einstimmig im UN-Sicherheitsrat verabschiedete Resolution 1516 (2003), die auf die verheerenden Anschläge in Istanbul reagiert. Es handelt sich bei der deutschen Übersetzung um eine Vorauskopie des Deutschen Übersetzungsdienstes, Vereinte Nationen, New York. Der endgültige amtliche Wortlaut der Übersetzung erscheint im Offiziellen Protokoll der Generalversammlung bzw. des Sicherheitsrats. (Quelle: www.uno.de bzw. www.un.org)
Zunächst aber in knappen Sätzen die Schilderung der Ereignisse selbst (nach Agenturmeldungen).


Die Anschläge

15. November
Bei einem Doppelanschlag mit Autobomben auf zwei Synagogen in Istanbul sind am 15. November mindestens 20 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden. Die Anschläge wurden nach Angaben der Polizei zur Zeit des Sabbat-Gebets vor der Neve Shalom-Synagoge im Altstadtviertel Beyoglu und unweit der Beit-Israel-Synagoge im Nachbarviertel Sisli verübt. Die in Autos versteckten Bomben wurden demnach im historischen Zentrum der Millionenstadt entweder ferngezündet oder durch Zeitzünder zur Explosion gebracht. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den "terroristischen Akt". Außenminister Abdullah Gül sagte in Kayseri, es handele sich um einen Terrorakt mit internationalen Verbindungen. Laut Innenminister Abdulkadir Aksu wird in alle Richtungen ermittelt, auch eine Täterschaft des Terrornetzwerks El Kaida sei denkbar. Israels Außenminister Silvan Schalom bat die internationale Gemeinschaft um Unterstützung beim Kampf gegen "die Kräfte des Bösen".

20. November
Nur fünf Tage nach den Anschlägen auf Synagogen in Istanbul sind dort bei zwei verheerenden Autobombenanschlägen auf britische Einrichtungen mindestens 27 Menschen getötet worden (die Zahl der Toten erhöhte sich später auf 30). Unter den Toten ist nach Angaben des türkischen Außenministers Abdullah Gül auch der britische Generalkonsul Roger Short. Fast 450 weitere Menschen wurden verletzt. Die Sprengsätze detonierten im Abstand von fünf Minuten zunächst vor einer britischen Bank und dann vor dem britischen Konsulat. Berichten zufolge bekannten sich das Terrornetzwerk El Kaida und eine Gruppe namens Kampffront des Großen Islamischen Ostens (IBDA-C) zu den Taten. Das 18-geschossige Gebäude der Bank HSBC, die ihren Hauptsitz in London hat, bot ein Bild der Verwüstung. Vor der Bank lagen um den drei Meter tiefen Bombenkrater Leichenteile, ausgebrannte Autos und Scherben. Bei dem Anschlag auf das britische Konsulat wurde die Mauer um den Garten zerstört.

Resolution 1516 (2003)

verabschiedet auf der 4867. Sitzung des Sicherheitsrats
am 20. November 2003


Der Sicherheitsrat,

in Bekräftigung der Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen und seiner einschlägigen Resolutionen, insbesondere seiner Resolution 1373 (2001) vom 28. September 2001,

in Bekräftigung der Notwendigkeit, durch terroristische Handlungen verursachte Bedrohungen des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit mit allen Mitteln, im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen, zu bekämpfen,
  1. verurteilt mit allem Nachdruck die Bombenanschläge vom 15. November 2003 und 20. November 2003 in Istanbul (Türkei), die zahlreiche Tote und Verletzte gefordert haben, sowie die anderen terroristischen Handlungen, die in verschiedenen Ländern begangen wurden, und betrachtet diese Handlungen, wie alle Akte des Terrorismus, als Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit;
  2. bekundet dem Volk und der Regierung der Türkei und des Vereinigten Königreichs sowie den Opfern der Terroranschläge und ihren Angehörigen sein tiefstes Mitgefühl und Beileid;
  3. fordert alle Staaten nachdrücklich auf, im Einklang mit ihren Verpflichtungen nach Resolution 1373 (2001) bei den Bemühungen, die Täter, Organisatoren und Förderer dieser Terroranschläge zu finden und vor Gericht zu stellen, zusammenzuarbeiten;
  4. bekundet seine verstärkte Entschlossenheit, alle Formen des Terrorismus im Einklang mit seiner Verantwortung nach der Charta der Vereinten Nationen zu bekämpfen.

***

Resolution 1516 (2003)

Adopted by the Security Council at its 4867th meeting, on
20 November 2003


The Security Council,

Reaffirming the purposes and principles of the Charter of the United Nations and its relevant resolutions, in particular its resolution 1373 (2001) of 28 September 2001,

Reaffirming the need to combat by all means, in accordance with the Charter of the United Nations, threats to international peace and security caused by terrorist acts,
  1. Condemns in the strongest terms the bomb attacks in Istanbul, Turkey, on 15 November 2003 and 20 November 2003, in which many lives were claimed and people injured, as well as other terrorist acts in various countries, and regards such acts, like any act of terrorism, as a threat to peace and security;
  2. Expresses its deepest sympathy and condolences to the people and Governments of Turkey and the United Kingdom and to the victims of the terrorist attacks and their families;
  3. Urges all States, in accordance with their obligations under resolution 1373 (2001), to cooperate in efforts to find and bring to justice the perpetrators, organizers and sponsors of these terrorist attacks;
  4. Expresses its reinforced determination to combat all forms of terrorism, in accordance with its responsibilities under the Charter of the United Nations.


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