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Bethlehem-Geburtskirche wird Weltkulturerbe - Israel protestiert

Weitere Monumente - auch eines aus Israel und das Bayreuther Opernhaus - in die Liste aufgenommen

Das UNESCO-Welterbekomitee hat auf seiner 36. Tagung in St. Petersburg Ende Juni 2012 mehrere kulturhistorische Monumente in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen. Darunter befanden sich - aus deutscher Sicht erfreulich - das Bayreuther Opernhaus (für nicht Kundige sei gesagt, dass dieses Gebäude nichts mit dem Festspielhaus der Bayreuther Festspiele zu tun hat) und - aus palästinensischer Sicht erfreulich - die Geburtskirche und der Pilgerweg in Bethlehem. Zugleich wurde - sozusagen aus Paritätsgründen - ein "Objekt" aus Israel als Weltkulturerbe geadelt: die prähistorischen Höhlen im israelischen Naturpark Nahal Me’arot. In den vier Höhlen Tabun, Jamal El-Wad und Skhul sind Artefakte gefunden worden, die verschiedene menschliche Kulturen aus einer Zeit von vor 9.000 bis rund 500.000 Jahren belegen.

Wir berichten im Folgenden über die UNESCO-Tagung, weil vor allem die Auszeichung der Geburtskirche in Bethlehem zu einem Politikum geworden ist. Israel, das schon im vergangenen Jahr vehement gegen die Aufnahme der palästinensischen Gebiete als Vollmitglied in die UNESCO polemisiert hatte, protestierte gegen die Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees. Auch diesen Protest des israelischen Ministerpräsidenten haben wir dokumentiert (im Kasten). Kommentieren müssen wir das nicht, sondern nur eine Frage stellen: Wäre es für Netanjahu nicht besser, die Palästinenser verschwänden ganz aus dem von Israel beanspruchten "Heiligen Land"?

Pst


Bayreuther Opernhaus ist Weltkulturerbe

Einzigartiges barockes Monument der europäischen Fest- und Musikkultur

Das UNESCO-Welterbekomitee hat auf seiner 36. Tagung in St. Petersburg am 30. Juni 2012 das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen. Das Komitee würdigte das Opernhaus als "einzigartiges Monument der europäischen Fest- und Musikkultur des Barock". Es sei eines der wichtigsten architektonischen Zeugnisse der absolutistischen Gesellschaft im 18. Jahrhundert und in seiner ursprünglichen Form und Gestalt unverändert erhalten.

Erbaut wurde das Opernhaus Bayreuth von 1746 bis 1750 vom damals europaweit führenden Theaterarchitekten Giuseppe Galli Bibiena im Auftrag des Markgrafenpaares Friedrich und Wilhelmine von Brandenburg-Kulmbach. Das Opernhaus Bayreuth repräsentierte den Typus des höfischen Festraumes der absolutistischen Gesellschaft. Es war zu seiner Zeit in Größe und Prachtfülle nur vergleichbar mit Häusern in Wien, Dresden, Paris oder Venedig.

Das Opernhaus ist ein ganz aus Holz gefertigtes Logentheater mit bemalter Leinwand. Wegen seiner stuckierten, geschnitzten und gemalten Dekoration gilt das Opernhaus als weltweit einzigartig. Es ist die einzige Spielstätte, an der die Kunstgattung "Opera seria" als Repräsentationsform des politischen Systems des Absolutismus authentisch erfahren werden kann. Noch heute besitzt das Opernhaus die Funktion als lebendiger Aufführungsort des Musiktheaters. Auch die Akustik ist in ihrem Ursprung noch wie vor 270 Jahren erlebbar.

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt bis zum 6. Juli in St. Petersburg. Das Komitee, dem Experten aus 21 Ländern angehören, prüft auf seiner jährlichen Tagung, welche von den Mitgliedstaaten vorgeschlagenen Stätten in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen werden. In diesem Jahr liegen dem Komitee insgesamt 33 Nominierungsanträge vor.

Quelle: Deutschsprachige Website der UNESCO; http://www.unesco.de


New sites have been inscribed on UNESCO’s World Heritage List:

Birthplace of Jesus: the Church of the Nativity and the Pilgrimage Route, Bethlehem (Palestine); Site of Human Evolution at Mount Carmel: The Nahal Me’arot/Wadi el-Mughara Caves (Israel), Rock Islands Southern Lagoon (Palau), and The Cultural Landscape of Bali: the Subak System as a Manifestation of the Tri Hita Karana Philosophy (Indonesia), Rabat, modern capital and historic City: a shared heritage (Morocco). Inscriptions are expected to continue today and tomorrow.

Birthplace of Jesus: the Church of the Nativity and the Pilgrimage Route, Bethlehem (Palestine)

was also placed on the List of World Heritage in Danger as it is suffering from damages due to water leaks. The inscribed property is situated 10km south of Jerusalem on the site identified by Christian tradition as the birthplace of Jesus since the 2nd century. A church was first completed there in 339 A.D. and the edifice that replaced it after a fire in the 6th century retains elaborate floor mosaics from the original edifice. The site also includes Latin, Greek Orthodox, Franciscan and Armenian convents and churches, as well as bell towers, terraced gardens and a pilgrimage route.

Die Geburtskirche ist die Kirche in Betlehem, die über der vermuteten Geburtsstätte Jesu Christi errichtet wurde. Die Geburtskirche gehört zu den wenigen Beispielen vollkommen erhaltener Bauten aus frühchristlicher Zeit.
Die Höhle, die die Christen als Geburtsstätte Jesu ansehen, wurde ab dem 2. Jahrhundert verehrt. Kaiser Hadrian errichtete angeblich 135 ein Adonisheiligtum über ihr, wahrscheinlich auch um damit die Jesusverehrung wieder zu unterbinden. Kaiser Konstantin der Große und seine Mutter Helena ließen an der Geburtsstätte eine Memorialkirche mit reichen Mosaikböden errichten, die sie Jesus Christus weihten. Der Bau wurde vor 335 geweiht. Er war eine fünfschiffige, 27 Meter lange Basilika mit einem westlich vorgelagerten Atrium und einer polygonalen Apsis im Osten.


Site of Human Evolution at Mount Carmel: The Nahal Me’arot/Wadi el-Mughara Caves (Israel)

The Nahal Me’arot/Wadi el-Mughara Caves (Israel) on the western slope of the Mount Carmel range, includes the cave sites of Tabun, Jamal, el-Wad and Skhul. It covers 54 hectares and contains cultural deposits representing 500,000 years of human evolution with evidence of burials, early stone architecture and the transition from a hunter-gathering lifestyle to agriculture and animal husbandry. The site demonstrates the unique existence of both Neanderthals and Early Anatomically Modern Humans (EAMH) within the same Middle Paleolithic cultural framework, the Mousterian. As such, it has become a key site of the chrono-stratigraphic framework for human evolution in general, and the prehistory of the Levant in particular. Ninety years of archaeological research have revealed a cultural sequence of unparalleled duration, providing an archive of early human life in south-west Asia.

Das Gebiet des Karmel gehört zu den frühen Siedlungsgebieten der Menschheit. In den Höhlen von Kebara und Skhul wurden Spuren der Neandertaler und des archaischen Homo sapiens aus der Zeit vor etwa 130.000 Jahren (Altsteinzeit) gefunden. Von den Kanaanitern wurde am Karmel der Gott Baal verehrt. Gemäß alttestamentlicher Überlieferung soll David um 1000 v. Chr. das Gebiet in sein Reich eingegliedert haben.
Erst später setzte sich der Kult JHWHs [Jahwe, Jehovah] gegen die Vorläuferreligion durch. In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Herrschaft über das Karmelgebiet häufig; das Gebiet gehörte unter anderem zum Assyrischen, Römischen, Byzantinischen und Osmanischen Reich. Ab der Kreuzzugszeit ließen sich Christen am Karmel nieder. Seit 1948 gehört das Gebirge zum israelischen Staatsgebiet.

Im IsraelMagazin wird die Bedeutung der Höhlen folgendermaßen beschrieben: "Vertreter das Naturschutzgebiet als einen “Schlüsselort” für die menschliche Evolution bezeichnet. Belege für die Besiedlung finden sich in Grabstellen und einer frühzeitlichen Steinarchitektur als Zeugnis für einen sich wandelnden Lebensstil vom Jäger und Sammler zu Ackerbau und Viehzucht wieder. Der Standort zeuge auf einzigartige Weise von der Existenz von Neandertalern und dem anatomisch modernen Menschen." (IsraelMagazin, 01.07.2012)

Dokumentiert

Stellungnahme zur Entscheidung der UNESCO die Geburtskirche betreffend

„Es ist erwiesen, dass die UNESCO von politischen und nicht von kulturellen Überlegungen motiviert ist.

Anstatt Schritte zu unternehmen, die den Frieden vorantreiben, unternehmen die Palästinenser Schritte, die den Frieden nur weiter in die Ferne schieben.

Die Welt sollte sich daran erinnern, dass die Geburtskirche, die für das Christentum heilig ist, in der Vergangenheit von palästinensischen Terroristen entweiht worden ist.“

(Amt des israelischen Ministerpräsidenten, 29.06.12)




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