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Der "Globale Pakt"

Die UNO möchte Privatwirtschaft "einbinden"

In einer Hintergrundinformation für die Presse wurden am 24. Juli 2000 Einzelheiten über die Initiative von UNO-Generalsekretär Kofi Annan zur Einbindung der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft in die Bemühungen zur Bewältigung der Globalisierung bekannt gegeben. Wir dokumentieren sie im Folgenden nach einem UNIC-Bericht:

Für den 26. Juli hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan ein hochrangiges Treffen mit Konzernmanagern, Gewerkschaftsführern und anderen Vertretern der Zivilgesellschaft einberufen, um seine Initiative des "Globalen Paktes" in die Tat umzusetzen. Im Nachfolgenden einige Erläuterungen zu dieser Initiative:

Wie der "Globale Pakt" funktionieren soll

Der "Globale Pakt" ist eine Initiative der Vereinten Nationen zur Anregung und Förderung von "guten Unternehmenspraktiken" und praktischen Erfahrungen bei der Umsetzung allgemein akzeptierter Grundwerte und Prinzipien auf dem Gebiet der Menschenrechte, der Arbeitsrechte und der Umwelt. Sie soll der Privatwirtschaft den Einstieg in eine neue Partnerschaft mit den Organisationen der Vereinten Nationen zur Unterstützung von Prinzipien und breiten Zielsetzungen der Weltorganisation ermöglichen und die Voraussetzungen für einen strukturierten Dialog zwischen den Vereinten Nationen, der Wirtschaft, der Arbeitswelt und der Zivilgesellschaft schaffen. Ziel dieser Bemühungen ist es vor allem, die Unternehmenspraktiken im sozialen Bereich zu verbessern. Der "Globale Pakt" soll schließlich auch dazu beitragen, dass sich mehr Unternehmen als bisher diesen Bemühungen anschließen.

Die Idee eines "Globalen Paktes" wurde erstmals von Generalsekretär Kofi Annan im Januar 1999 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt. Der Pakt fußt auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, den von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verabschiedeten Grundlegenden Prinzipien und Rechten bei der Arbeit, sowie auf den ökologischen Grundsätzen der Agenda 21, dem Ergebnis des Erdgipfels in Rio de Janeiro. Diese drei Texte enthalten klar umrissene allgemeine Werte, die von allen Regierungen der Welt geteilt werden. Keine andere Initiative zur Förderung der sozialen Verantwortung globaler Unternehmen kann auf eine so universelle und legitime Grundlage zurückgreifen.

Der "Globale Pakt" legt einen Bezugsrahmen für Initiativen der Industrie wie auch für regionale und nationale Bemühungen der Regierungen fest. In den seit den Welthandelsgesprächen in Seattle vergangenen Monaten haben immer mehr Konzernmanager und Organisationsleiter die Bedeutung des "Globalen Paktes" als Instrument für die Bewältigung sozialer Probleme erkannt, das auch dazu dienen kann, die Weltmärkte offen zu halten.

Was der "Globale Pakt" nicht ist

Der "Globale Pakt" ist kein Verhaltenskodex. Die Überwachung und Überprüfung von Unternehmenspraktiken fällt weder in den Zuständigkeitsbereich der Vereinten Nationen noch ist die UNO dazu institutionell in der Lage. Der "Globale Pakt" soll aber auch nicht dazu dienen, Unternehmen vor Kritik abzuschirmen. Im Gegenteil: der Pakt hebt die Qualitäten eines Unternehmens in seinem Verhalten als "guter globaler Bürger" hervor und öffnet Wege zu einem gezielten, vermittelten, gelenkten und konstruktiven Dialog.

Der "Globale Pakt" verlangt von den Unternehmen nicht, Aufgaben der Regierungen zu übernehmen. Vielmehr werden die Unternehmen lediglich ersucht, in ihrem eigenen Wirkungsbereich zu handeln. Aber wenn, zum Beispiel, die erfolgreiche Umsetzung einer internationalen zwischenstaatlichen Konvention Maßnahmen auf Unternehmensebene erfordert, dann kann eine Beteiligung der Unternehmen am "Globalen Pakt" nur hilfreich sein.

Wozu müssen sich die Unternehmen verpflichten?

Die Teilnahme am "Globalen Pakt" legt dem Wirtschaftsunternehmen auf:
  1. eine eindeutige Unterstützungserklärung für den "Globalen Pakt" und seine Grundsätze abzugeben und sich öffentlich für den Pakt einzusetzen;
  2. einmal im Jahr auf der Internetseite des "Globalen Paktes" (www.unglobalcompact.org) ein konkretes Beispiel bei der Umsetzung der Prinzipien erzielter Fortschritte oder gemachter Erfahrungen - sei es durch Änderungen in der internen Unternehmensführung oder durch konkrete betriebliche Erfahrungen - zu veröffentlichen.
  3. sich in Partnerschaft mit UNO-Organisationen bei Vorhaben zu engagieren, die der Umsetzung der Prinzipien dienen, oder in strategische Partnerschaften zur Förderung großer UNO-Ziele, wie etwa der Beseitigung der Armut, einzutreten.

Die Erweiterung des Teilnehmerkreises

Alle Teilnehmer stimmen überein, dass der Erweiterung des Teilnehmerkreises große Bedeutung zukommt. Sobald führende Konzerne ihre Verpflichtungserklärung abgegeben haben, wird die Einbindung weiterer Unternehmen im Wege von Zulieferfirmen und UNO-Netzwerken zur vordringlichen Aufgabe. Die ersten Vorbereitungen dazu sind bereits über globale Wirtschaftsvereinigungen, wie der Internationalen Handelskammer, dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung und dem Prince of Wales Wirtschaftsführer-Forum, sowie über sektorale Vereinigungen angelaufen. Die Internationale Arbeitgeberorganisation hat sich erfolgreich um die Unterstützung Dutzender Arbeitgeberverbände weltweit bemüht, darunter auch eine Vereinigung in China und in Indien. Außerdem wurden regionale Arbeitskreise in Lateinamerika, Afrika und Asien einberufen.

Beteilung der Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft

Außerdem bemühen sich die Vereinten Nationen weiter um die konstruktive Teilnahme von Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen. Über deren erweiterte Vertretung, Rolle und Beiträge wird zur Zeit eingehend diskutiert.

Alle potenziellen Partner sind übereingekommen, auf Konfrontationen bei ihren Bemühungen um Lösungen für die sozialen Herausforderungen der Globalisierung zu verzichten.

Teilnehmende Konzerne

Folgende deutsche Konzerne oder Unternehmen mit deutscher Beteiligung unterstützen bisher den "Globalen Pakt": Aventis, Bayer, BASF, DaimlerChrysler, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Gerling-Gruppe und SAP.

Außerdem haben ihre Unterstützung zugesagt: ABB (Schweden/Schweiz), Aluminium Bahrain, Aracruz Celulose (Brasilien), BP Amoco, British Telekom, Charoen Phokpand-Gruppe (Thailand), Concord (Mexiko), Credit Suisse, Dupont (USA), Deloitte Touche Tohmatsu (Frankreich(Großbritannien), Eskom (Südafrika), Esquel-Gruppe (Hongkong), France Telekom, Organizacoes Globo (Brasilien), Gruppe Suez Lyonnaise, International Service System (Dänemark), LM Ericsson (Schweden), Martina Berto-Gruppe (Thailand), Minas Buenaventura (Peru), Nature Cosmeticos (Brasilien), Nike (USA), Norsk Hydro, Novartis (Schweiz), Pearson (Großbritannien), Power Finance Corporation (Indien), Rio Tinto (Großbritannien), Royal Dutch/Shell, Seri Sugar Mills (Pakistan), ST Microelectronics (Frankreich), Statoil (Norwegen), Tara Iron&Steel Company (Indien), 3 Suisses France, UBS (Schweiz), Unilever, Volvo (Schweden), WebMD (USA).

Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen

Internationale Föderation Freier Gewerkschaften (ICFTU), Amnesty International, Juristenausschuss für Menschenrechte (LCHR), Human Rights Watch, Internationale Union für die Erhaltung der Natur und der natürlichen Hilfsquellen (IUCN), World Wide Fund for Nature (WWF), Weltressourcen-Institut (WRI), Internationales Institut für Umwelt und Entwicklung (IIED), Regionale Internationale Netzwerk-Gruppe (RING).

Außerdem wird der "Globale Pakt" unterstützt von der Internationalen Handelskammer (ICC), der Internationalen Arbeitgeberorganisation (IOE), dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung (WBSCD), dem Prince of Wales Wirtschaftsführer-Forum und der Organisation Wirtschaft für Soziale Verantwortung (BSR).

WEITERE INFORMATIONEN gibt es bei Tim Wall, Entwicklungs- und Menschenrechtsabteilung, Hauptabteilung Presse und Information, Vereinte Nationen, Tel.: (+1-212) 963-5851; E-Mail: wallt@un.org; bei Georg Kell, Exekutivbüro des Generalsekretärs, Vereinte Nationen, Tel.: (+1-212) 963-1490; E-Mail: kell@un.org, oder auf der Internetseite des "Globalen Paktes" unter http://www.unglobalcompact.org

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