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Marsch gegen Monsanto

Weltweiter Aktionstag verurteilt die Geschäftspolitik des Agrarmultis *

In über 45 Ländern protestierten am Samstag Menschen gegen Monsanto. Der weltweite Aktionstag stand unter dem Motto: »Wir wollen dein Gift nicht, Monsanto«.

Allein in europäischen Städten haben am Samstag Tausende von Menschen am »Marsch gegen Monsanto« teilgenommen und gegen die Vermarktung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) durch den US-Agrarmulti protestiert. In Paris beteiligten sich mehrere hundert Demonstranten an einem Sit-in am Trocadéro-Platz nahe des Eiffelturms. Sie forderten, dass Produkte mit gentechnisch veränderten Organismen generell als solche ausgewiesen werden müssen. In Straßburg gingen bis zu 450 Demonstranten auf die Straße. In Wageningen, Zentrum der niederländischen Lebensmittelindustrie, versammelten sich laut den Organisatoren rund 3000 Demonstranten vor dem dortigen Sitz von Monsanto und hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie »Monsanto tötet« oder »Rettet die Biodiversität«. In Amsterdam protestierten etwa 1200 Menschen. Auch in Wien versammelten sich mehrere hundert Demonstranten, in München waren es etwa 300.

Kritiker werfen dem Konzern vor, mit seinem Gentech-Saatgut die Ernährungssicherheit zu gefährden. Mit den für den Anbau nötigen Agrarchemikalien würden Menschen und Umwelt vergiftet. Weltweit seien Kleinbauern durch das teure Saatgut und den Chemieeinsatz in ihrer Existenz bedroht. In der EU wurden bis jetzt erst zwei gentechnisch veränderte Organismen zum Anbau zugelassen: die Maissorte MON 810 von Monsanto und die von dem deutschen Konzern BASF entwickelte Amflora-Kartoffel. MON 810 wurde 1998 für zehn Jahre zugelassen, der Antrag auf eine Verlängerung liegt derzeit auf Eis.

In Berlin beteiligten sich etwa 400 Menschen an der Aktion. »Wir sind froh, dass trotz schlechten Wetters so viele gekommen sind«, hieß es von Seiten der Veranstalter, die im Vorfeld 1500 Teilnehmer erwartet hatten. Zum »Marsch gegen Monsanto« aufgerufen hatten in der Hauptstadt die Bürgerinitiative Mörchenpark und die Nichtregierungsorganisation Reset, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzt. Auch viele internationale Besucher beteiligten sich am Demonstrationszug, der vom Alexanderplatz durch die Stadtmitte bis zum Kanzleramt führte. »Egal wo ich gerade bin, ich hätte in jedem Land an der Demo teilgenommen«, sagte die Kanadierin Karen Righley. »Für uns in Amerika sind die Probleme Alltag, die Monsanto in der Landwirtschaft auslöst«, meinte Bobby Avalos aus El Salvador. Es sei wichtig, dass in Deutschland über den Nahrungs- und Chemiekonzern aufgeklärt werde.

Auf der Abschlusskundgebung appellierten die Veranstalter an die Verantwortung jedes Einzelnen. Demokratie hieße Verantwortung übernehmen, nicht sie »alle vier Jahre abzugeben«, sagte der Journalist Ken Jebsen. »Ihr müsst nicht mal wissen, was ihr tun sollt, ihr müsst nur wissen, was man lassen muss.« Beim Einsatz gegen Großkonzerne wie Monsanto, der laut Jebsen moderne Kolonialpolitik betreibt, solle man sich nicht auf die Politik verlassen. »Angela Merkel weiß morgens auch nicht, welche Meinung sie hat, die bekommt sie erst im Dienstwagen.«

In der argentinischen Stadt Córdoba protestierten mehrere Tausend Menschen gegen den Bau einer Gen-Saatgutfabrik bei der Kleinstadt Malvinas Argentinas. Auf Transparenten forderten sie »Monsanto raus aus Argentinien«. Proteste gab es auch vor der Konzernzentrale in der Hauptstadt Buenos Aires. Vor der Monsanto-Filiale in Santiago de Chile kam es ebenfalls zu Protesten gegen die Präsenz des Konzerns.

* Aus: neues deutschland, Montag, 27. Mai 2013


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