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1.100 Milliarden US-Dollar für Rüstung und Militär - 10,5 Milliarden für soziale und humanitäre Programme

Weltweite Kosten für Militär- und Friedenseinsätze - ein Vergleich. Hintergrundinformation zum Internationalen Friedenstag (21. September) der Vereinten Nationen *


Militär- gegenüber Friedensausgaben

Die weltweiten Militärausgaben lagen 2005 nach Schätzungen des Internationalen Friedensforschungsinstitut Stockholm bei 1.100 Milliarden US-Dollar. Das entspricht 2,5 Prozent des Bruttosozialprodukts der Welt oder durchschnittlich 173 US-Dollar pro Kopf.

Die Beiträge der Vereinten Nationen zu wirtschaftlichen, sozialen und humanitären Programmen für die ärmsten Länder der Welt – im Rahmen von UNICEF, des Welternährungsprogramms, des UNO-Entwicklungsprogramms und anderen – belaufen sich auf 10,5 Milliarden pro Jahr. UNO-Friedenseinsätze kosten jährlich fünf Milliarden US-Dollar.

Friedenserhaltende Einsätze der Vereinten Nationen

Mit weltweit 16 Friedensmission mit einem Personalstand von über 90.000 Männern und Frauen, gibt die UNO rund fünf Milliarden für Friedenserhaltung aus. Dies entspricht 0,5 Prozent der jährlichen Militärausgaben weltweit.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat im August das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft in UNO-Friedenseinsätze bestätigt, indem er drei Resolutionen annahm, die den Aufwand für friedenserhaltende Maßnahmen weltweit um 50 Prozent steigern könnten. Die Kosten werden sich nach der Umsetzung auf etwa acht Milliarden US-Dollar jährlich belaufen und lassen die Personalstärke auf weit über 100.000 Männer und Frauen steigen. Der Sicherheitsrat stimmte für eine Aufstockung der UNO-Friedensmission im Libanon auf 15.000 Soldaten, schuf eine neue Mission in Timor-Leste, in der hauptsächlich Polizeikräfte eingesetzt werden, und erweiterte die UNO-Mission in Darfur auf 17.300 Soldaten und 5.300 Polizisten zur Stabilisierung der Region.

Die Hauptbeitragszahler für das Budget der UNO-Friedenseinsätze sind mit Stand 1. Januar 2006 die USA (27 %), Japan (19 %), Deutschland (9 %), das Vereinigte Königreich (7 %), Frankreich (7 %), Italien (7 %), Kanada (3 %), Spanien (3 %), China (3 %) und die Niederlande (2 %).

Die ausstehenden Beiträge für UNO-Friedensmissionen beliefen sich am 30. Juni 2006 auf 1,34 Milliarden US-Dollar. Die zehn Hauptschuldner sind die USA, Japan, Ukraine, die Republik Korea, Argentinien, Belarus, Frankreich, die Vereinigten Arabischen Emirate und Italien.

Seit 1948 haben über 130 Staaten mehr als eine Milliarde Soldaten und Polizisten für Friedensmissionen abgestellt.

Mit Stand 31. August 2006 haben 108 Staaten insgesamt etwa 75.000 Soldaten und Polizisten abgestellt. Die Gesamtzahl des zivilen Personals belief sich auf 4.500 internationale Mitarbeiter, 1.800 UNO-Freiwillige und 8.600 Ortskräfte.

Die zehn Länder, die am meisten Truppen stellen, sind derzeit Bangladesch, Pakistan, Indien, Jordanien, Nepal, Ghana, Uruguay, Äthiopien, Nigeria und Südafrika. Zusammen stellen sie mehr als 65 Prozent des Militär- und Polizeipersonals. Weniger als 5,7 Prozent stammen aus den 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und 0,5 Prozent aus den USA.

Effektivität der UNO-Friedensmissionen

Seit 1945 wurden UNO-Friedenssoldaten in mehr als 60 UNO-Friedensmissionen eingesetzt und waren an der Umsetzung von mehr als 170 Friedensabkommen beteiligt. Sie halfen den Menschen in mehr als 45 Staaten dabei, an freien und fairen Wahlen teilzunehmen.

UNO-Friedensmissionen kosten weniger als andere Formen internationaler Interventionen. Im Vergleich zu den Stationierungskosten der USA, Entwicklungsstaaten, der NATO oder Regionalorganisationen wie der Afrikanischen Union, sind die anfallenden Kosten der UNO, einer Studie des Henry Stimson Center in Washington, D.C. zufolge, die bei weitem geringsten.

Eine Studie der US-amerikanischen RAND-Corporation im Jahr 2005 verglich die unterschiedlichen Ansätze zur Friedenskonsolidierung. Den Ergebnissen zufolge bietet die UNO den geeignetsten institutionellen Rahmen für Missionen zur Friedenskonsolidierung. Der Rahmen bietet eine vergleichsweise wenig kostenintensive Struktur, eine vergleichsweise hohe Erfolgsrate und den höchsten Grad an internationaler Legitimität.

Eine Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Oxford im Jahr 2005 ergab, dass die internationalen Militärinterventionen, die von den Vereinten Nationen genehmigt worden waren, das kosteneffektivste Instrument sind, um die Risiken von Streitigkeiten in Post-Konflikt-Gesellschaften zu verringern.

Eine Studie des US-Rechnungshofes im Jahre 2005 veranschlagte die Kosten auf das Doppelte, die den USA entstehen würden, wenn sie eine Friedensmission ähnlich der UNO-Stabilisierungsmission auf Haiti durchgeführt hätten. Den USA wären demnach Kosten in Höhe von 876 Millionen US-Dollar entstanden gegenüber den budgetierten 428 Millionen US-Dollar der UNO für die ersten 14 Monate der laufenden Mission. Andere Vorteile von UNO-Friedensmissionen sind gemäß der Studie unter anderem der multinationale Charakter der Missionen, der Unparteilichkeit und Legitimität bietet, die Lastenaufteilung, die Entwicklung von Mitarbeiterresourcen mit Erfahrung in friedenskonsolidierenden Missionen sowie eine Struktur zur Koordinierung internationaler Hilfe.

Die Friedensarbeit des UNO-Systems

Die weltumspannende Rolle, die die Vereinten Nationen in den vergangenen fünf Jahrzehnten gespielt hat, wurde mit der Verleihung von acht Friedensnobelpreisen anerkannt. Die Vereinten Nationen und UNO-Generalsekretär Kofi Annan erhielten den 100. Friedensnobelpreis im Jahr 2001. Der Preis wurde 1988 den UNO-Friedenssoldaten, 1954 und 1981 dem UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), 1969 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), 1965 dem UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF), 1961 UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld und 1950 dem UNO-Friedensvermittler im Nahen Osten, J. Ralph Bunche, verliehen.

Neben den UNO-Friedenssoldaten arbeiten etwa 40.000 Mitarbeiter im Sekretariat der Vereinten Nationen und angeschlossenen Büros überall auf der Welt sowie mehr als 23.300 Mitarbeiter für Organisationen, Fonds und Programme der Vereinten Nationen, wie beispielsweise UNICEF oder den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen. Zum Vergleich beschäftigt die Stadt Stockholm etwa 44.000 Mitarbeiter und die Stadt New York etwa 300.000 Mitarbeiter.

70 Prozent der Arbeit des UNO-Systems ist der Hilfe von Ländern gewidmet, um die Kapazitäten zur Selbsthilfe aufzubauen. Dies beinhaltet Krankheits-, Drogen-, Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung, Förderung der Demokratie und der Menschenrechte, Kinderfürsorge, Hilfe für Flüchtlinge und Katastrophenopfer sowie Unterstützung von Ländern, die durch Kriege verwüstet wurden und der Langzeitbedrohung durch Landminen ausgesetzt sind.

Obwohl die USA der größte Beitragszahler der Vereinten Nationen mit einer Gesamtsumme von etwa 3,8 Milliarden US-Dollar für die Jahre 2006 und 2007 sind, neigen kleinere Staaten dazu, höhere Beiträge pro Staatsbürger zum Haushalt der UNO beizutragen. Beispielsweise liegt die Beitragszahlung Luxemburgs bei 2,44 US-Dollar pro Staatsbürger und im Falle Liechtensteins bei 2,09 US-Dollar, während Deutschland 1,51 US-Dollar, Frankreich 1,44 US-Dollar und die USA 1,23 US-Dollar pro Staatsbürger leisten.

* Quelle: www.unric.org


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