Irgendwas zwischen Zirkus Krone und Krieg
Auf der Waffenmesse in Abu Dhabi ist "Made in Germany" begehrt
Von René Heilig *
Noch bis zum Donnerstag findet in
Abu Dhabi die IDEX 2013, eine der
größten Waffenschauen der Welt,
statt. 1100 Aussteller aus knapp 60
Ländern stellen auf 35 000 Quadratmetern
Fläche alles aus, was das Töten
leichter macht.
»Grade in Abu Dhabi gelandet, und
wer läuft mir schon im Flughafen
über den Weg? Der Chef von
Krauss-Maffei Wegmann«, schrieb
der Bundestagsabgeordnete der
Linkspartei Jan van Aken am
Sonntagabend an seine Facebook-
Freunde. Doch das war nur ein
Vorgeschmack auf das, was ihn am
folgenden Tag auf dem Messegelände
erwartete: eine Stunde lang
Vorführung des neuesten Militärmaterials
– Fallschirmjäger und Panzer, Kampfjets und Hubschrauber.
»Das war irgendwas zwischen Zirkus Krone und Krieg«,
sagte van Aken und wünscht sich,
dass IDEX seine erste und letzte
Waffenmesse bleibt.
Solche Zurückhaltung findet man bei den deutschen Ausstellern
natürlich nicht. 69 Stände sind von verschiedenen Firmen mit »Made
in Germany« bestückt. »Der Mittlere Osten zählt zu den sicherheitspolitischen Schlüsselregionen«, heißt es beispielsweise bei
Rheinmetall. Dessen Vertreter sind stolz darauf, dass es »zwischen der
westlichen Staatengemeinschaft und zahlreichen Nationen des Gulf
Cooperation Councils enge Partnerschaften
und Kooperationen« gibt.
Als erstes rein deutsches Unternehmen liegt im
aktuellen SIPRI-Bericht [externer Link] Rheinmetall auf Platz 26. Es ist damit seit 2010 fünf
Plätze vorne gerutscht. Der Umsatz
im Militärbereich 2011 stieg von
2,66 auf 2,98 Milliarden US-Dollar.
Rheinmetall steht für eine Tendenz:
Mögen auch die Umsatzzahlen
insgesamt zurückgehen, die
deutschen Erzeuger legen zu.
ThyssenKrupp hat es auf Position
49 geschafft. Zwei Milliarden USDollar
beträgt der Umsatz, der vor
allem durch den Bau von Kriegsschiffen
erreicht wird. Der Panzerhersteller
Krauss-Maffei Wegmann
liegt auf Platz 54 und Diehl,
wo vor allem Munition aller Art
produziert wird, steht auf Listenplatz
60.
Wer sich nur auf deutsche Unternehmen
kapriziert, unterschätzt die Rüstungsmacht Deutschland.
Der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsmulti
EADS beispielsweise liegt nach fünf US-Konzernen und
dem britischen BAE-Systems an siebter Stelle. Umsatz: 16,39 Milliarden
US-Dollar. Andere multinationale Unternehmen werden von
SIPRI nur national ausgewiesen. Doch der Flugkörperproduzent
MBDA (Umsatzsteigerung von 3,7 auf 4,1 Milliarden US-Dollar) arbeitet
auch mit deutschem Kapital. So wie die Eurocopter-Group.
Die Umsatzzahlen können nicht überraschen, denn Rüstungsexport
wird durch die Merkel-Regierung nicht nur als industriepolitisches
Instrument sondern auch als sicherheitspolitisches protegiert.
Zudem haben die deutschen Exporteure
leichtes Spiel. Nicht nur, weil die Entscheidungen des Bundessicherheitsrats in aller Verschwiegenheit
getroffen werden. Oft liefern deutsche Firmen »nur«
Komponenten für Waffen und Gerät oder umgehen deutsches Ausfuhrrecht durch Lieferungen über Drittländer.
Gar nicht gemessen werden sogenannte Dual-Use-Güter, also
Waren, die sowohl militärisch wie zivil genutzt werden können. Gleiches
gilt für den immer größer werdenden immateriellen Export,
also Software- oder Ausbildungsleistungen.
* Aus: neues deutschland, Dienstag, 19. Februar 2013
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