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Mekong soll die Batterie Asiens speisen

Laos beginnt im November mit dem Bau des umstrittenen Wasserkraftwerkes Don Sahong

Von Alfred Michaelis, Vientiane *

Mit dem Bau des Wasserkraftwerks Don Sahong im Mekong soll im November begonnen werden. Die laotische Regierung informierte die Mekong River Commission (MRC) darüber Ende September offiziell.

Don Sahong ist ein weiterer Schritt in der laotischen Strategie, das Land zur Batterie Asiens zu machen. Mit den Einkünften aus dem Stromverkauf sollen auch die chronisch klammen Staatsfinanzen des kleinen Landes in Ordnung gebracht werden.

Bislang gingen mehr als 40 Informationen über Projekte an Mekong-Nebenflüssen bei der zwischenstaatlichen Organisation der vier unteren Mekonganrainer ein. 17 davon kamen aus Laos. Neben Laos sind Kambodscha, Thailand und Vietnam an MRC beteiligt und verfolgen mit der Organisation das Ziel, »Wasser und andere Ressourcen zum gegenseitigen Nutzen der Länder und für den Wohlstand der Menschen nachhaltig zu managen und zu entwickeln«. Dazu gehört, dass sich die Mitgliedsländer über Vorhaben an den Nebenflüssen des südostasiatischen Stroms informieren. Projekte am Hauptstrom Mekong unterliegen strengeren Regeln und erfordern vor dem ersten Spatenstich Konsultationen.

Dieser Fall trat bisher ein einziges Mal ein – als Laos ab 2012 sein Kraftwerksprojekt im nördlichen Sayaboury vorstellte. Bedenken gegen das Vorhaben kamen nicht nur von Umweltorganisationen. Auch die Regierungen von Vietnam und Kambodscha sind keineswegs überzeugt, dass keine unerfreulichen Veränderungen drohen. Auch eine wissenschaftliche Studie, die MRC in Auftrag gegeben hatte, empfahl, den weitgehend naturbelassenen Fluss vor allen Großbauten zu erforschen. Deshalb sollte für zehn Jahre von Projekten am Hauptstrom abgesehen werden.

Das ist nun alles Makulatur. Dabei scheint oft die Art und Weise, in der die Kraftwerksbefürworter vorgehen, wenig sensibel. Die laotische Presse hat kritische Umweltorganisationen gar zu Feinden erklärt. Deren Ziel sei, Laos in Armut und Abhängigkeit zu halten. Spitzfindig erklären Offizielle der Volksrepublik, den Anforderungen aus den MRC-Vereinbarungen exakt nachgekommen zu sein. Denn dort ist die Rede von Konsultation, nicht aber von Zustimmung. Laos sei schon weit darüber hinausgegangen, denn man habe nach Erhalt der Kritik Veränderungen am Damm-Design vorgenommen.

Don Sahong ist nun der nächste Schritt der Damm-Lobby. Obwohl im Mekong gelegen, informiert die laotische Seite lediglich. Sie geht also selbst Konsultationen mit den Nachbarn aus dem Weg. Den Grund dafür offenbart ein Blick auf die Karte. Don Sahong liegt im Gebiet Siphandone, zu Deutsch Viertausend Inseln. Hier ist es schwer, unter unzähligen Flussarmen der mehrere Kilometer breiten Insellandschaft einen Hauptstrom auszumachen. Hou Sahong ist, so die laotische Lesart, nur einer von vielen Kanälen. Nur dieser eine werde mit Turbinen von insgesamt 256 Megawatt Leistung bestückt. Kein Eingriff in den Hauptstrom also. Kritiker halten dagegen, Hou Sahong sei der tiefste Kanal, nahezu der einzige, der auch bei Niedrigwasser in der Trockenzeit Fischmigration stromaufwärts erlaube. Deshalb machen Umweltschützer mobil, hat der WWF schon eine MRC-Sondertagung gefordert.

Laos aber ist fest entschlossen, seine auf Wasserkraft gegründete Entwicklungsvision durchzusetzen. Dafür ignoriert die Regierung auch die eindringliche Empfehlung aller großen Finanzgeber der MRC, darunter die EU, die USA und Japan, von deren letzter Tagung im Juni diesen Jahres. Danach sollte rechtzeitig die Umweltverträglichkeitsstudie für Don Sahong zur Verfügung gestellt und das Projekt dem Konsultationsprozess unterworfen werden.

Noch im August hatten sich Vertreter des laotischen Bergbau- und Energieministeriums vehement gegen Meldungen ausgesprochen, nach denen Vorbereitungsarbeiten für das Projekt im Gang seien und der Bau Anfang 2014 beginnen solle. Offizieller Baubeginn ist nun November 2013, im Februar 2018 soll das Kraftwerk fertig sein. Ein 30 Meter hoher und 100 Meter langer Damm soll durch den Kanal Hou Sahong gebaut werden. Geführt wird das Projekt von der malaysischen Firma Mega First Corporation Berhad, neben der die an der laotischen Börse notierte Staatsfirma EdL-Gen beteiligt sein soll. Die erzeugte Energie soll ausschließlich in Laos verbraucht werden.

* Aus: neues deutschland, Montag, 14. Oktober 2013

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