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Friedensprozess ohne Ende – Am Ende ohne Frieden?

Die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Bürgerkrieges auf Sri Lanka

Von Mirjam Weiberg*

1 Über die koloniale Transformation der Gesellschaft zum gewaltförmigen Antagonismus der ethnischen Gruppen

Sri Lanka ist geprägt von ethnischer Vielfalt und der Anwesenheit fast aller Weltreligionen. Die Mehrheit der heutigen Bevölkerung wird von den Singhalesen mit 74 Prozent und die größte Minderheit von Tamilen mit 18 Prozent (12,7 Prozent indigene Sri Lanka Tamilen, 5,5 Prozent Nachkommen in Kolonialzeiten zugewanderter indischer Plantagenarbeiter, der sog. Estate-Tamilen) und den Muslimen mit 7 Prozent gestellt.(1) In der Formierung der kulturellen Identität der Singhalesen, ihrer Rechte und Ansprüche und für die Legitimation des Krieges spielten die Mahavamsa (2) und die Berufung des singhalesischen Volkes zur Verteidigung des Buddhismus eine entscheidende Rolle. Hierin begründet sich zu einem erheblichen Teil auch die ethnische Zweiteilung der Gesellschaft in Singhalesen und Tamilen. Die Tamilen lassen sich in zwei große Gruppen aufteilen: die Ceylon-Tamilen, deren Herkunft seit Jahrhunderten in Sri Lanka liegt und die Hochlandoder Estate-Tamilen, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts von den Briten als billige Plantagenarbeiter aus Indien angeworben wurden. Das friedliche Zusammenleben vor der Kolonialisierung ist begünstigt durch die territorial getrennte Siedlungs-, Sozial- und Wirtschaftsstruktur, die die ethnischen Gruppen voneinander isoliert und den Kontakt begrenzt. Das Hauptsiedlungsgebiet der Tamilen, welches sie später als tamilisches homeland deklarieren, befindet sich im Norden und Osten der Insel.

Mit der einsetzenden kolonialen wirtschaftlichen, administrativen und politischen Modernisierung der Insel bildet sich der Rahmen, in dem sich der ethnische Gegensatz aktualisieren kann. Bis zu diesem Zeitpunkt kann man von einer relativ friedlichen Koexistenz sprechen. Nach der Unabhängigkeit 1948 werden vorhandene kulturelle Deutungsmuster den neuen machtpolitischen Veränderungen angepasst. Diese Nutzbarmachung scheinbar tradierter primordialer Muster zeigt sich in Form einer singhalesischbuddhistischen Ideologie innerhalb eines entstehenden Nationalismus. Diese Ideologie bevorzugt in starkem Maße die singhalesische Bevölkerungsgruppe. Auf der politischen Ebene werden die Tamilen zur Minderheit ohne angemessene Repräsentation; wirtschaftlich profitieren die Singhalesen vielfältig beispielsweise durch eine Zurücksetzung der Tamilen in der staatlichen Administration, in den staatlichen Betrieben, durch Kontingentierung der Studienplätze und Einsetzung des Singhalesischen als Amts- und Verwaltungssprache. Auf der ideellen und identitären Ebene bietet die Ideologie den Singhalesen die Hebung des individuellen und kollektiven Selbstwertgefühls, die Zugehörigkeit zu einem ausgewählten kulturell hochstehenden Kollektiv und das Sendungsbewusstsein zur Bewahrung des Buddhismus.

Die Diskrepanzen zwischen den beiden Hauptakteuren, der Mehrheitsbevölkerung der buddhistischen Singhalesen und der tamilisch-hinduistischen Minderheit, verschärfen sich nach der Unabhängigkeit 1948. Zu dieser Zeit liegt die sri-lankanische Politik in den Händen einer verwestlichten indigenen Elite, die vor allem an der eigenen Machtsicherung interessiert ist. In der neu gegründeten Partei der United National Party (UNP, 1946) finden sich zuerst noch Elitevertreter aller Ethnien zusammen, wodurch ein gewisser Interessenausgleich gewährleistet wird. Hier folgt man dem von den Briten installierten Konzept eines säkularen Staates, dessen Verfassung sich am Modell der Westminsterdemokratie orientiert. Dieses System hat einen verfassungsmäßig garantierten Minderheitenschutz, sieht aber keine exklusive Begünstigung derselben vor. Ferner überlassen es die Briten den Sri Lankanern, entscheidende Fragen, wie die der Nationalsprache oder die Vergabe der Staatsbürgerschaft, später zu klären. Noch unter den Briten wird der einheimischen Bevölkerung das allgemeine Wahlrecht gewährt, eine Tatsache, die aus der kolonialen Elitepolitik der Honoratiorenpartei eine Massenveranstaltung macht. Die Elitevertreter sind nun gezwungen, wollen sie ihre Macht behalten, die Politik an den Wünschen der Wählermasse auszurichten oder selbst eine massengängige Politik zu kreieren, welche die Wähler bindet. Mit der Politisierung von Ethnizität resp. Kultur verfügt der Staat über eine Ressource, die ihm die Massengefolgschaft sichern kann. Der Eintritt einer weiteren singhalesischen Großpartei, der Sri Lanka Freedom Party (SLFP 1951), führt in dieser Situation zu einem Wettkampf um die Stimmen der Wähler. Dabei erweist es sich als äußerst massenwirksam, eine „Singhalesierung“ der Gesellschaft zu propagieren.

Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte wird das säkulare, auf Gleichberechtigung der Bevölkerungsgruppen angelegte Staatskonzept immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Ab 1949 wird einem Teil der Estate-Tamilen das Wahlrecht entzogen, die Stimmen (Sitze) fallen an die Singhalesen. 1956 macht die SLFP Singhalesisch zur Nationalsprache, den Tamilen ist damit der Zugang zu höherer Bildung und beruflichen Positionen erschwert oder verwehrt; durch expansive Siedlungspolitik des Staates werden die traditionellen Siedlungsgebiete der Tamilen im Osten mit Singhalesen durchsetzt (6 Prozent zu Zeiten der Unabhängigkeit, 26 Prozent 2001). Verfassungsänderungen, allgemeine Gesetze, ökonomische Maßnahmen, Siedlungspolitik und kulturelle Programme machen Sri Lanka zur Insel der Singhalesen, auf der andere Bevölkerungsgruppen bestenfalls eine untergeordnete Rolle spielen können oder sich assimilieren sollen. Der Buddhismus und das Singhalesische erhalten 1972 verfassungsrechtlichen Vorrang, und Sri Lanka wird als einheitlicher, zentraler Staat proklamiert, was jeglichen zukünftigen föderativen Bestrebungen der Tamilen eine eindeutige Grenze setzt. 1978 bekommt der Staat unter der UNP eine Präsidialverfassung, die nicht nur die Vorherrschaft der Singhalesen, sondern auch die Machtstellung der UNP zementieren soll. Opposition und unabhängige Rechtsprechung werden geschwächt, die Presse weiter verstaatlicht. Dem entstehenden buddhistisch- singhalesischen Nationalismus haben die Minderheiten nur wenig entgegen zu setzen. Versuchen sie zuerst noch, über Vereinbarungen mit den singhalesischen Großparteien (z.B. Bandaranaike-Chelvanayakam 1957, Senanayake-Chelvanayakam 1965) parlamentarisch ihre Rechte zu wahren, müssen sie bald einsehen, dass Konzessionen zu ihren Gunsten fast unmöglich sind. Der Elitekonsens der Anfangsjahre scheint aufgekündigt. Politisch machtlos und ökonomisch zurückgesetzt bleibt aus ihrer Sicht schließlich nur der bewaffnete Kampf, wollen sie nicht auch noch ihre Identität und Kultur verlieren. Mitte der 1970er formiert sich eine tamilische Guerillabewegung mit der Forderung eines tamilischen Separatstaates, die auch von den parlamentarischen Tamilen unterstützt wird. Zu einer allgemeinen Erhöhung des gesellschaftlichen Gewaltpotentials trägt neben den Attacken der tamilischen Guerilla eine radikale singhalesische (marxistische) Jugendbewegung im Süden der Insel bei (JVP-Aufstand 1971 und 1987), welche die Funktionsfähigkeit des singhalesischen Staates zunehmend in Frage stellt und dessen Gewaltmonopol herausfordert. Einzelattacken der tamilischen Militanten weiten sich ab 1983, nach Pogromen an Tamilen, zu einem offenen ethnischen Bürgerkrieg aus.

Die Rückkehr zu einem friedlichen Zusammenleben gleichberechtigter Bevölkerungsgruppen und damit die Abkehr von der singhalesischen Ideologie ist für die politischen Akteure nun äußerst schwierig, da die nationalistische Singhalesierung zu einer Massenmobilisierung der Bevölkerung geführt hat. Die Mehrheit der Singhalesen ist mittlerweile überzeugt, dass die Vorrechte der Singhalesen legitimes Recht und u.a. ein Abgelten Jahrhunderte langer kolonialer Bevorzugung der Tamilen ist. Gestützt wird die Bevölkerung vom buddhistischen Klerus, der seine Aufgabe in der Bewahrung des Buddhismus sieht. Zum Klerus treten im Verlauf der Zeit verschiedene radikale Parteien und Organisationen, die eine noch weitergehende Singhalesierung der Gesellschaft fordern und jegliche Konzessionen an die Tamilen ablehnen. Dem gegenüber steht eine in großen Teilen demokratisch unterentwickelte Zivilgesellschaft, indigene Intellektuelle, die den singhalesischen Nationalismus stützen und eine machtlose, weil weitgehend verstaatlichte Presse. Kleinere Friedensinitiativen u.ä. (z.B. der katholischen Kirche auf Sri Lanka, Friedensbewegung 1994, intellektuelle Diskurse international finanzierter Forschungsinstitute) erreichen nicht oder nicht dauerhaft die notwendige Massengefolgschaft.

Eine Lösung des Konfliktes wird dadurch erschwert, dass er sich von seinen Ursachen emanzipiert und von Symptomen der Gewalt und Gegengewalt beherrscht wird. Ursache und Wirkung der Auseinandersetzung sind kaum mehr erkennbar, der Krieg folgt einer Eigendynamik, die in bestimmten Situationen nicht lenkbar ist und periodisch auf gewaltsame Höhepunkte zusteuert. Dazu tritt ein weiterer allgemeiner Umstand des Krieges, der seiner Beendigung im Wege steht: Kriegsgewinnler und Warlords, deren Profit und Macht mit dem Krieg steht und fällt. Eine neue Elite von Händlern, Kämpfern, Militärs, Paramilitärs, korrupten Politikern und deren Angehörigen ist entstanden. Selbst für den Fall, die Auseinandersetzung würde beendet: Der Krieg hat nicht nur eine neue Ökonomie, sondern auch neue hybride Identitäten hervorgebracht. Die Generalisierung der Gewalt, die Militarisierung der zivilen Gesellschaft und das Wuchern paramilitärischer Organisationen machen es immer schwieriger, zwischen Zivilisten und Militärs zu unterscheiden. Da das staatliche Gewaltmonopol einerseits seinen Schutz versagt und andererseits an Paramilitärs, Bürgerwehren usw. delegiert wird, muss sich letztendlich jeder selbst verteidigen. Im Kreislauf des Bürgerkrieges wird Gewalt organisiert, systematisiert und schließlich routinisiert und institutionalisiert: Mord, Folter und Massaker werden zum Alltag - Menschenrechte werden nicht missachtet, weil es auf der Gegenseite keine „Menschen“ mehr gibt.(3) Die Feindgruppe wird abgewertet und mit Stereotypen belegt bis zu einem Punkt der Entpersönlichung und Entmenschlichung, der jegliche Schuldgefühle wegen er Vernichtung des Feindes neutralisiert.

Problematisch für jedes Zugeständnis an die Tamilen und für die Verhandlungsbasis bleibt auch der verfassungsmäßig festgeschriebene Einheitsanspruch des singhalesischen Staates und die Zentralisierung der Macht durch die politische Elite. Diese rekrutiert sich zumindest an der Spitze des Staates, mit wenigen Ausnahmen, seit je her aus denselben Elitezirkeln und -familien. Jahrzehnte ergebnisloser Arbeit der Regierungen an Verfassungsänderungen haben gezeigt, dass diese Machtzentrale nicht bereit ist, ihre Macht zu teilen, nicht einmal innerhalb des singhalesischen Gebietes durch die Einrichtung funktionsfähiger föderaler Einheiten.(4)

2 Parlamentarische und militante Akteure: Elite, Masse und Guerilla

Die Hauptakteure des Konfliktes auf singhalesischer Seite

Die beiden singhalesischen Großparteien UNP und SLFP, welche seit der Unabhängigkeit wechselweise die Regierung stellen, sind die politischen Hauptakteure auf Seiten des Staates. Beide Parteien sind genuin Elite- bzw. Honoratiorenvertretungen, die weniger die Wohlfahrt der Bevölkerung im Auge haben als die Sicherstellung der eigenen Machtposition, welche durch umfangreiche Patronagepolitik gewährleistet wird.(5) Die UNP gilt traditionell als konservative, eher säkulare Partei mit dem Ruf, die wohlhabenden, englisch gebildeten Eliten und die Bourgeoisie Sri Lankas zu begünstigen. Ihr säkularer Anspruch und ihre Einbeziehung von Minderheitenvertretern in die UNP könnte eine Einigung mit den Tamilen begünstigen. Die SLFP dagegen rekrutiert Wähler in den ländlichen Gebieten und setzt von Beginn an auf eine Vorrangstellung der indigenen singhalesischen Kultur, was letztendlich den mittleren und unteren singhalesischen Bevölkerungsschichten zugute kommen soll. Erst mit den Wahlen 1982 ist eine Umschichtung der Wählerklientel zwischen den Parteien zu beobachten. Beiden Parteien gemeinsam sind eine zentralistische Struktur sowie die Tendenz, alle verfügbare Macht zu monopolisieren. Beides sind Elite-Parteien, die wenig Wert darauf legen, ihre Organisation von unten zu demokratisieren oder mit lokalen Parteienvertretern Macht zu teilen. Dadurch wirkt das gesamte System wiederum wenig integrativ und resistent gegenüber föderalen Bestrebungen.

Neben diesen beiden existiert eine Reihe von kleineren singhalesischen Parteien, die z.T. singhalesisch-radikale Interessen vertreten (z.B. JVP Janatha Vimukthi Peramuna). Nicht zuletzt mit letzteren und weiteren radikal singhalesischen Organisationen assoziiert man häufig eine Blockade der Verhandlungen. Vehement wehren sich Klerus und radikale Singhalesen gegen eine Machtteilung mit den Minderheiten. Ihnen gelingt es immer wieder, Teile der Bevölkerung gegen mögliche Konzessionen der Regierung zu mobilisieren. Überdies verfügen sie über keine geringe Wählerbasis, so stellt die JVP seit Ende der 1980er Jahre eine zunehmende Anzahl parlamentarischer Vertreter. Eine weitere intervenierende Kraft ist der buddhistische Klerus (Sangha). Mit ihm identifiziert man weitestgehend eine Blockade der Friedensbemühungen. Es ist nicht zu bestreiten, dass sich Teile des Sangha stark in politischen Fragen engagieren: Dies wird aus der historischen Pflicht und Aufgabe des Klerus konstruiert, Ratgeber des Herrschers zu sein, der sich seinerseits für die Bewahrung und den Erhalt des Buddhismus einzusetzen hat. Nach Ghosh (6) verfügen – aufgrund ihres hohen Zentralisierungsgrades und der Fixierung auf die nationale Ebene – nicht die Parteien über die Verbindung zum Wähler, sondern die Mönche, welche auf lokaler Ebene täglich die Bevölkerung betreuen. Proklamationen und Protestmärsche auf Initiative der Mönche oder unter deren Mitwirkung sind keine Seltenheit. Ein Teil der Mönche sieht aber politische Aktivität nicht als seine Aufgabe an und hält sich öffentlich aus dem Konflikt heraus, was gleichzeitig bedeutet, dass nur ein kleiner Teil für die Friedensbemühungen aktiv ist.(7)

Neben der Zentralisierung der Macht wirkt sich auch die Konkurrenzsituation der singhalesischen Großparteien negativ auf die Verhandlungen aus. Trotz verschiedener struktureller Veränderungen des politischen Systems (vom Mehrheitswahlrecht zum Verhältniswahlrecht, vom Zweikammer- zum Einkammersystem, vom Vorrang des Parlaments zur Präsidialdiktatur) bleiben eine traditionell existierende Patronagestruktur und die Zentralisierung der Macht erhalten. Erst 1987 werden auf lokaler Ebene Provinzräte mit begrenzter Machtbefugnis unter Kontrolle des Zentrums eingerichtet.(8) Solange beide Großparteien mit einem regelmäßigen Wechsel an der Macht rechnen müssen, gibt es für die unterlegene Partei die Möglichkeit, durch Wohlwollen des Siegers an der Patronagekultur zu partizipieren. Dies ist aber nur solange denkbar, wie die zu verteilenden Ressourcen ausreichend vorhanden sind. Schwinden die Ressourcen oder verändert eine Partei das System dauerhaft zu ihren Gunsten (wie es die UNP mit der Verfassung 1978 versucht), wird dieser Konsens aufgekündigt. An einer Teilung der Macht, durch föderale Zugeständnisse an die Minderheiten oder durch Einbeziehung der jeweiligen Opposition in die Regierungspolitik, scheint seitdem weder der UNP noch der SLFP gelegen. Neben dem ethnischen Gegensatz zwischen Singhalesen und Tamilen existiert also eine zweite innerethnische Arena der Parteienpolitik, in der nach der Regel „the-winnertakes- it-all“ gespielt wird. An Verhandlungen mit den Tamilen kann den singhalesischen Parteien nur insoweit gelegen sein, wie die Privilegien der singhalesischen Mehrheitswähler unangetastet bleiben. Der Frieden ist an sich wünschenswert – aber die Höhe der Zugeständnisse ist begrenzt durch ökonomische Erwägungen, politische Machtinteressen und die herrschende Ideologie. Jede Lösung, die diese Privilegien antastet, kann vom Wähler bestraft und von der Opposition als Schwäche und Verrat gebrandmarkt werden. Zudem ist der Wille der singhalesischen Seite, für eine Option der verhandelten Lösung gegenüber einer militärischen Strategie einzutreten, generell zu hinterfragen: Die Logik des Krieges und die Durchsetzung des staatlichen Herrschaftsmonopols verlangen, dass auf einen Anschlag mit einem Gegenschlag geantwortet wird. Gewalt kann nur durch Gewalt besiegt werden.

Hauptakteure auf tamilischer Seite

Hier sind als erste die tamilisch-parlamentarischen Vertreter zu nennen. Ab 1949 existieren mehrere tamilische Vertretungen, welche untereinander um die Stimmen der Tamilen kämpfen. Auch diese Parteien sind genuin Elite-Vertretungen. Während TC/FP um die Wählerklientel auf Jaffna und im Osten konkurrieren, ist der CIC/CWC eine Organisation der tamilischen Plantagenarbeiter.(9) Dies impliziert von Beginn an eine Zersplitterung der tamilischen Interessenvertreter und schmälert die Durchsetzungskraft der Parteien.(10) Ihre Erfolglosigkeit, auf der parlamentarischen Ebene Zugeständnisse der Singhalesen zu erreichen, begünstigt die Bildung illegaler, militanter Studentenorganisationen in den 1970er Jahren. Diese treten erstmals gewaltsam für einen eigenen Staat ein (11): Eelam, ein tamilisches Homeland, das die bisher getrennte Nord- und Ostprovinz vereinigen soll. Diese radikale Forderung ist zugleich die Grenze jeder Verhandlung, die keine singhalesische Regierung überschreiten will. Die tamilisch-parlamentarischen Vertreter (ab 1976 Tamil United Liberation Front TULF) sehen sich unter Zugzwang: Sie müssen sich selbst radikalisieren, wollen sie nicht einen großen Teil ihrer Wähler verlieren. Damit wird eine neue Basis der Verhandlungen gelegt. Sie schließen sich den Forderungen an, in der Hoffnung, die Radikalen inkorporieren und später neutralisieren zu können. Ihre separatistischen Forderungen [Vaddukoddai Resolution (12)] dienen aber mehr als Druckmittel hinsichtlich föderaler Reformen auf die Regierung, als dass sie einer tatsächlichen separatistischen Überzeugung entspringen. Ab Mitte der 1970er Jahre findet damit das gewaltlose parlamentarische Prinzip der tamilischen Politik sein Ende. Es bilden sich verschiedene militante Organisationen, die für die Rechte der Tamilen einstehen. Unter diesen setzen sich die Liberation Tigers of Tamil Eelam als stärkste Gruppe durch. Später werden die kleinen Gruppen von der LTTE weitgehend ausgeschaltet.(13) Die Beziehung der tamilisch-parlamentarischen Vertreter und der Militanten bleibt zunächst unklar. Der Führer der LTTE, Prabhakaran, kommt nicht aus den Elitezirkeln der Tamilen, sondern aus einer niederen Kaste. Er ist nicht wie die tamilische Elite dem Liberalismus verpflichtet, sondern propagiert revolutionäre Konzepte und eine gewaltsame Interessendurchsetzung, was eine Einigung mit den parlamentarischen Tamilen und eine föderale Lösung erschwert. Die LTTE setzt sich in den 1980er Jahren endgültig als stärkste Guerilla-Gruppe durch: Mitglieder und Sympathisanten anderer tamilischer Gruppen werden von ihr ermordet oder eingeschüchtert. Die parlamentarischen Vertreter der Tamilen verlieren an Bedeutung. Nicht zuletzt ihre interne Zersplitterung und Unfähigkeit, in diversen Koalitionen und Abspracheversuchen mit den singhalesischen Großparteien eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu erreichen, geben der militanten Guerilla und gewaltsamen Lösungsstrategien Auftrieb. Ferner zeigt sich in anti-tamilischen Pogromen 1983, dass der singhalesische Staat nicht nur unwillig ist, ihnen eigene Rechte zuzugestehen, er ist auch unfähig, sie zu schützen, oder schlimmer: er ist an den Pogromen beteiligt. Die Stärkung der LTTE und damit einer militärischen Lösung wird forciert durch ein Netz internationaler Unterstützung im Ausland lebender Tamilen, die mehr oder weniger freiwillig zu Spenden animiert werden. Seit Ende der 1970er wird die LTTE durch den indisch-tamilischen Bundesstaat Tamil Nadu (14) unterstützt. International versucht Indien bereits Anfang der 1980er Jahre, verstärkt auf das Anliegen der Tamilen aufmerksam zu machen.

Die Akzeptanz der LTTE und ihrer Ziele wächst unter den Repressionen des Militärs, der Frustration tamilischer Jugendlicher über ihre schlechte wirtschaftliche Lage zusammen mit (als Gegenreaktion zur singhalesischen Entwicklung) nationalistischen Gefühlen.(15) Heldenlegenden und Märtyrertum umgeben die im „Freiheitskampf“ Gefallenen. An bestimmten „Heldentagen“ wird eifrig an der Legende des unterdrückten Volkes und dem Bild des heldenhaften Freiheitskämpfers gewoben. Die scheinbar marxistische Orientierung der LTTE erleichtert es ihr, vor allem zu den „vernachlässigten“ und enttäuschten Jugendlichen der unteren Gesellschaftsschicht und den niedrig-kastigen Arbeitern, welche von der alten parlamentarischen Tamilen-Elite vernachlässigt worden waren, Zugang zu finden. Eelam, das angestrebte tamilische homeland, soll erklärtermaßen ein „independent sovereign socialist State of Tamil Eelam“ werden:
„We have a homeland, a historically constituted habitation with a well defined territory embracing the Northern and Eastern provinces, distinct language, a rich culture and tradition, a unique economic life and a lengthy history extending to over three thousand years. As a nation, we have the inalienable right of self-determination […] The independent State of Eelam as envisioned by the LTTE shall be a peoples State, a secular democratic, socialist State created by the will of the People, administered by the people; a State that will guarantee all democratic liberties and freedom of its citizens.“(16)

Seit Mitte der 1990er Jahre übernimmt die LTTE im Norden de facto die Kontrolle über die Verwaltung, womit es ihr möglich ist, auf alle Bereiche des täglichen Lebens Einfluss zu nehmen. Diese Machtposition verteidigt sie nun entschieden gegen andere tamilische Parteien und den singhalesischen Staat. Ihr Ziel ist der Alleinvertretungsanspruch der tamilischen Interessen. Zupass kommt der LTTE gleichermaßen die Unfähigkeit der Regierung, ein tragbares Verhandlungsangebot zu unterbreiten wie deren Unfähigkeit, durch sonstige Maßnahmen (Aufbauprogramme, Hilfszusagen usw.) das Vertrauen der Tamilen wiederzugewinnen.(17)

3 Der ethnonationalistische Hegemonialanspruch der Singhalesen und die tamilische Forderung nach Eigenstaatlichkeit

Neben den machtpolitischen Hindernissen erschwert der ideologische Rahmen eine Lösung des Bürgerkrieges. In Folge der Kolonialherrschaft kommt es zur Modernisierung der Wirtschaft und zu Mobilisierungsprozessen, welche die Konkurrenz unter den Bevölkerungsgruppen verschärfen und traditionelle Identitäten sprengen. Ideologisch ermöglicht das Einführen westlicher Leitbilder und Denkoperationen eine pseudowissenschaftliche Re-Interpretation des Buddhismus, singhalesischer Kulturideale und Werte. Liberale und übergreifende Ideen und Interessen verlieren für die Parteien dabei um so mehr an Anziehungskraft, wie sich die Masse der Bevölkerung von ethnisch exklusiven Strategien einnehmen lässt. Die Berufung auf eine homogene singhalesische kulturelle Tradition führt zu einer veränderten Grenzziehung innerhalb des Staates. Die herrschenden Machtstrukturen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sollen zugunsten der eigenen Gruppe verändert und zementiert werden. In Verbindung mit dem Konzept der Nation erlangt Ethnizität eine äußerst starke Durchschlagskraft. Für Südasien charakteristisch tritt ein Verhalten hinzu, das Sudhir Kakar als „Kommunalismus“ bezeichnet.(18) Dieses impliziert nicht nur eine ausschließliche Bindung an die eigene Volksgruppe, sondern geht einher mit stets präsenter Feindseligkeit gegenüber anderen Volksgruppen desselben Territoriums. Die latente Feindschaft ist dabei verbunden mit einem hohen Potential an Gewaltbereitschaft, das, in ruhigen Zeiten gebunden, zu Krisenzeiten oft in grausame Unruhen mündet.

In der Auseinandersetzung zwischen Tamilen und Singhalesen existieren zwei vom Aufbau grundsätzlich ähnliche Mythengebäude. Auf singhalesischer Seite stehen Vorstellungen von einer arisch-singhalesischen Abstammung, vom Festhalten am Buddhismus und von der Vorherrschaft auf der Insel aufgrund der Erstbesiedlung, auf tamilischer die Betonung einer herausragenden tamilischen Kultur und Sprache und die Proklamation eines historischen homelands im Nord-Osten.

Die singhalesische Seite

Die singhalesische Identität und Ideologie (19) gründet sich auf eine naive Vorstellung von der singhalesischen Vergangenheit als einer ländlich geprägten und friedvollen Zivilisation. Dieses Bild wird dem gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft gegenübergestellt. Die Ursachen der tatsächlichen und noch zu befürchtenden Abweichung vom Idealbild sieht man in der Bedrohung durch fremde und westliche Wertvorstellungen. Auf der anderen Seite werden die Tamilen als Bedrohung der singhalesischen Vormachtstellung gesehen. Ihnen muss jegliche kollektive Identität, jeglicher gemeinsame Ethos und später ein eigenständiges Territorium oder gar ein eigener Staat verwehrt werden. Sri Lanka ist, so der Glaube, eine singhalesisch-buddhistische Gemeinschaft und muss dies bleiben, wenn es sein Erbe bewahren will. Darüber hinaus betrachten die Singhalesen sich als das ausgewählte Volk und Bewahrer des Buddhismus. Gegen eine verhandelte Lösung spricht ferner, dass ähnlich der Logik monotheistischer Denksysteme hier nur einer auserwählt werden kann, der andere muss ausgestoßen werden. Ein exklusives Bündnis wird geschlossen, aus dem der andere unter Androhung von Gewalt ausgeschlossen ist. Die Angst der Auserwählten, selbst exkludiert zu werden, macht es notwendig, die Gegenseite durch ständige Repressi on (Gewalt) in dieser Stellung zu halten.

Mit der Erneuerung des Buddhismus im 19. Jahrhundert entsteht nicht nur die Kritik an der Kolonialregierung und ihrer Politik, sondern auch ein Minderheitenkomplex der Singhalesen den Tamilen gegenüber. Estate-Tamilen („importierte“ Plantagenarbeiter aus Südindien) und Jaffna-Tamilen (indigene Tamilen im Norden und Osten) verbinden sich in der Vorstellungswelt der Singhalesen mit den 20 Mio. Tamilen Tamil Nadus und bilden eine Masse, die den Singhalesen zahlenmäßig überlegen ist und sowohl ihre soziale wie kulturelle Position zu bedrohen scheint. „Paradoxically a minority complex was deeply ingrained in the Sinhalese majority. A fear of Indian domination, particularly of being swamped by the Tamils from across the Palk Strait, figured prominently the Sinhalese- Buddhist political discourse“.(20) U.a. dieser Minderheitskomplex ist es, der die Singhalesen gleichzeitig antreibt und es in ihren Augen rechtfertigt, sich zusätzliche politische und wirtschaftliche Vorteile zu sichern und die Tamilen zurückzudrängen. Die Transformation der sri-lankanischen Kultur und des Theravada-Buddhismus (21) zu einem singhalesischen und anti-tamilischen Nationalismus erlangt ab den 1940er Jahren im neuen Staat politische Signifikanz. Jetzt setzt sich eine Ideologie in den Köpfen der Mehrheit der Singhalesen fest, an der mit Leidenschaft festgehalten wird. Spezielle Begriffe von Sprache, Rasse und Religion sowie die Berufung zur Bewahrung des Buddhismus prägen die Vorstellungswelt und die Identität der Singhalesen. Die Chroniken der Mönche und die geschichtliche Wirklichkeit werden durch spezifische Betrachtungsweisen und ideologische Deutungsmuster interpretiert, die ihre eigene Gültigkeit und Dynamik besitzen und die dem „rationalen Diskurs“ Außenstehender nicht mehr zugänglich sind. (22)

Die tamilische Seite

Tamilische Forderungen und Vorstellungen sind primär als Reaktion auf die Proklamation des singhalesischen Vorherrschaftsanspruchs (23) und ihrer folgenden Zurücksetzung zu verstehen. Im Fortgang des ethnischen Gegensatzes entwickelt sich aus der Forderung tamilischer Politiker nach der Einsetzung der rechtmäßigen Stellung der tamilischen Sprache und Kultur innerhalb des sri-lankanischen Staatsverbandes spiegelbildlich zum singhalesischen Nationalismus ein tamilischer, der eine eigene Kreation von Mythen in Gang setzt. Der Versuch, ein tamilisches Nationalbewusstsein, einen tamilischen Mythos zu schaffen, wird dabei nicht unwesentlich von den im Ausland lebenden Diaspora- Tamilen (24) gestützt. Die Tamilen sind demnach die ursprünglichen Einwohner Sri Lankas. Sie gehören zu einer alten edlen Kultur, die von unzivilisierten Westasiaten zerstört wurde. Insbesondere Sprache und Kultur sind seit jeher eine Quelle des Stolzes und der tamilischen Identität.

Ebenso wie die Singhalesen verwenden sie alte Mythen und Chroniken (z.B. die Mahavamsa), um „ihre“ Geschichte der dravidischen Rasse zu legitimieren. Die Singhalesen sind dementsprechend nur zum Buddhismus konvertierte Tamilen – eine Nachfolge der direkten Ureinwohner Sri Lankas wird ihnen damit aberkannt: Es gibt kein singhalesisches Volk. Für die Tamilen bedeutet diese Ideologie unter dem Eindruck der Zurückdrängung aus allen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bereichen Sri Lankas, dass ihre Kultur nur innerhalb eines eigenen tamilischen Staates, eines fassbaren homelands in den traditionellen Gebieten überleben (und blühen) kann. Wenn auch die explizite Verbreitung dieser Ideologie eher unter den sozial Höherstehenden lokalisiert ist, so gehen doch die meisten Tamilen von der Hochwertigkeit ihrer Kultur aus, welche geschützt und bewahrt werden muss. Das anvisierte homeland umfasst den Norden (Jaffna) und die Ostgebiete der Insel, welche zu einem tamilischen Staat vereinigt werden sollen.(25) Problematisch bei den Verhandlungen ist das tamilische homeland u.a., weil die Tamilen nur im Norden die Bevölkerungsmehrheit stellen, im Osten aber finden sich ebenso große singhalesische und muslimische Siedlungen, die sich gegen die Einverleibung in einen tamilischen Staat wehren.(26)

Unter den oben genannten Rahmenbedingungen verschärft sich der ethnische Gegensatz in den Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit, bis er sich Anfang der 1980er Jahre zu einem offenen Bürgerkrieg ausweitet. Zur Beendigung des Konfliktes werden von der singhalesischen Regierung, den parlamentarischen Tamilen und der tamilischen Guerilla verschiedene Verhandlungsoffensiven eingeleitet. In die Verhandlungen der 1980er Jahre eingeschaltet hat sich zudem Indien, welches seine Interessen im südindischen Raum durch die zunehmende Ausweitung des Konfliktes gefährdet sieht.

Fußnoten
  1. World Factbook 2002, unter: www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/ce.html.
  2. Die Mahavamsa ist eine von Mönchen verfasste buddhistische Staats- und Geschichtschronik.
  3. Zum Verhältnis von universellen Menschenrechten und asiatischen/buddhistischen Werten vgl.: Südasien (Südasienbüro) Essen, Nr. 4, 1996, S. A-P.
  4. Erst 1981 versucht die Regierung, quasiföderale lokale Verwaltungseinheiten (District Development Councils DDC) einzusetzen, die jedoch ohne wirklichen Einfluss bleiben.
  5. Vgl. dazu Dilesh Jayanntha, Electoral Allegiance in Sri Lanka, Cambridge (Cambridge University Press) 1992; Janice Jiggins, Caste and Family in the Politics of the Sinhalese 1947-76, Cambridge (Cambridge University Press) 1979; Tamara Gunasekera, Hierarchy and Egalitarianism. Caste, Class and Power in Sinhalese Peasant Society, London/Atlantic Highlands/New York (The Athlone Press) 1994.
  6. Partha S. Gosh, Cooperation and Conflict in South Asia, Heidelberg/New Delhi (South Asia Institute Heidelberg) 1995.
  7. Zur Politisierung des Sangha: H. L. Seneviratne, The Work of Kings. The new Buddhism in Sri Lanka, Chicago (University of Chicago Press) 1999.
  8. Dazu: G. R. Tressie Leitan, Local Government and Decentralized Administration in Sri Lanka, Colombo (Lakes House Printers) 1979; W. A. Wiswa Warnapala, Local Politics in Sri Lanka, South New Delhi (Asian Publishers) 1993.
  9. Tamil Congress, TC, 1944; Federal Party, FP, 1949; später Zusammenschluss zur Tamil United Front, TUF; 1972, Umbenennung 1976 in Tamil United Liberation Front TULF; Ceylon Indian Congress, CIC, 1939; seit 1956 Ceylon Workers Congress CWC.
  10. Die Elite der Tamilen bzw. ihre ideologische Führung aus der Mittel- und Unternehmerschicht waren von jeher geneigt, sich mit den Herrschenden zu arrangieren, um die größtmöglichen materiellen Vorteile für sich zu sichern. Radikalen Tendenzen und gewaltsamen Aktionen steht sie eher ablehnend gegenüber. Trotzdem hat die Führung selten die Fähigkeit besessen, die Lage voll zu ihrem Vorteil auszunutzen oder Verbesserungen für die unteren Schichten der Tamilen zu erreichen. Charles Abesekera/Newton Gunasinghe (Hg.), Aspekte ethnischer Gruppen in Sri Lanka, Stuttgart/Perera (Social Scientists’ Association/Polymathie Publication) 1993.
  11. Zwischen den Parteien war bereits zuvor über eine Teilautonomie gesprochen worden; die endgültige und öffentliche Formulierung dieser Idee tritt in den 70er Jahren auf. Die Systematisierung der Forderung erscheint 1985 in Thimpu. Dazu: R. Edrisinha in: R. I. Rotberg, Creating Peace in Sri Lanka; Washington (Brookings Institition Press) 1999, S. 181.
  12. Unter: www.eelam web.com/history/document/vaddu.
  13. Allgemein zählt man sechs aktive Guerilla Gruppen: Liberation Tiger of Tamil Eelam, LTTE; People’s Liberation Organisation of Tamil Eelam, PLOT; Tamil Eelam Liberation Organisation, TELO; Tamil Eelam Liberation Army, TELA; Eelams People’s Revolutionary, EPRLF; Eelam Revolutionary Organisation of Students, EROS.
  14. Zum Netzwerk der LTTE: Peter Chalk, LTTE International Organisation and Operations – A preliminary Analysis, Ottawa (Canadian Security Intelligence Service Publication) 1999 sowie Rohan Gunaratne, International and Regional Implications of the Tamil Insurgency, unter: www.ourworld.compuserve.com/homepages/sinhala/rohan.htm.
  15. Die Verankerung und Verbreitung des tamilischen Nationalismus von der Intelligentsia bzw. Mittelschicht zu den unteren Bevölkerungsschichten ist dabei nicht zuletzt der Verbindung von Sozialismus und Nationalismus geschuldet, die in der Folge eine Eigendynamik gewinnt und durch halbherzige Konzessionen der Regierung nicht mehr zu unterbinden ist. Die Lösung der Probleme der Minderheitengruppe liegt dann allein in der Gründung eines eigenen Staates.
  16. Ishtiag Ahmed, State, Nation and Ethnicity in Contemporary South Asia, London (Pinter Press) 1996, S. 265.
  17. Daneben besteht ein weiteres Problem, das einer Lösung im Wege steht, die Existenz einer weiteren Minderheit, der Muslime, welche seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt ihre Rechte geltend macht und wie die Tamilen und ein Teil der Singhalesen in der Ostprovinz ansässig ist. Hier bestehen große Vorbehalte gegen die Integration in eine vereinigte Nord-Ostprovinz unter tamilischer Herrschaft, wie die LTTE sie fordert. Eigene (muslimische) Rechte sieht man so nicht ausreichend gesichert.
  18. Sudhir Kakar, Die Gewalt der Frommen. Zur Psychologie religiöser und ethnischer Konflikte, München (Verlag C. H. Beck) 1997.
  19. Die massenhafte Verbreitung dieser Vorstellung gelingt erst in den 1930/40er Jahren.
  20. Ahmed, State, Nation and Ethnicity in contemporary South Asia, a.a.O. (Anm. 30 neu: 20); S. 145.
  21. Erweiternd dazu: Richard Gombrich, Der Theravada-Buddhismus. Vom alten Indien bis zum modernen Sri Lanka, Stuttgart (W. Kohlhammer Verlag) 1988.
  22. Aber auch kritischen singhalesischen Intellektuellen war es kaum möglich, dieses Denkgebäude zu hinterfragen,ohne als Verräter am Buddhismus und der „Dschaitika Tschitanaja“, des „nationalen Denkens/Denkprozesses“, zu gelten.
  23. Dazu: Race and Class, Sri Lanka Racism and the Authoritarian State, London (Institute of Race Relations) 1984.
  24. Siehe auch Radhika Coomaraswamy, Mythen ohne Gewissen: Nationalistische Literatur der Tamilen und der Singhalesen in den 1960er Jahren, in: Abesekera/Gunasinghe a.a.O (Anm. 24 neu: 10).
  25. Ghosh a.a.O. (Anm. 20), S. 166.
  26. 41 Prozent Tamilen, 32 Prozent Muslime, 26 Prozent Singhalesen, Department of Census and Statistic DCS 2001, unter: www.statistics.gov.lk.
* Der vorliegende Text ist das zweite Kapitel (S. 8-19) einer Studie, die Mirjam Weiberg 2003 angefertigt hat und die in der Publikationsreihe der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) erschien (HSFK-Report 8/2003). Hier geht es zu einer Zusammenfassung und dem Inhaltsverzeichnis der Studie: "Friedensprozess ohne Ende ...".


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