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Blackwater-Erben in der Ukraine?

Sicherheitsfirma dementiert Berichte über US-Söldner

Von Olaf Standke *

»Unglaublich unverantwortlich« sei es, wenn man ihre Firma Academi und die umstrittene frühere US-Sicherheitsfirma Blackwater in einen Topf werfe, so Vizechefin Suzanne Kelly nach jüngsten Veröffentlichungen über das Unternehmen. Mit Berufung auf Informationen des Bundesnachrichtendienstes ist die Rede von etwa 400 privaten Elitekämpfern, die zur Zeit auf Seiten von Armee und Polizei bei Guerillaeinsätzen rund um die ostukrainische Stadt Slawjansk operierten. Das sei natürlich genauso falsch. Auch das Weiße Haus dementierte.

Schon vor einem Monat hatte das Moskauer Außenministerium Aufklärung über ausländische Söldner in der Ukraine gefordert. Da ging es um rund 150 »Spezialisten« der US-amerikanischen Sicherheitsfirma Greystone, die angeheuert worden seien, um die Unruhen in der Ostukraine zu unterdrücken. Vertreter der Organisation »Selbstverteidigung des Donezkbeckens« hatten über die Ankunft schwer bewaffneter »Legionäre« auf dem Donezker Flughafen berichtet. Sie würden die Uniformen der ukrainischen Sicherheitstruppe Sokol tragen. Greystone-Sprecherin Coreena Taylor dementierte zwar einen solchen Einsatz, bestätigte aber mindestens zwei Aufträge in den vergangenen Jahren aus dem »postsowjetischen« Raum.

»Weil die ukrainischen Sicherheitsstrukturen versagen, sollen ausländische Söldner die Proteste im Osten niederschlagen.«

Igor Korotschenko, »National Defence«



Greystone entstand 2005 als Teil von Blackwater und wurde fünf Jahre später als eigenständige Firma registriert. Da hatte sich das Mutterunternehmen schon den denkbar schlechtesten Ruf erworben. Blackwater-Söldner, die im Auftrag des Pentagon in Irak stationiert waren, erschossen als Begleitung von US-Diplomaten am 16. September 2007 im Westen Bagdads 17 Zivilisten. Andere Mitarbeiter sollen an Folterverhören in CIA-Geheimgefängnissen beteiligt gewesen sein. Auch Waffenhandel, Vergewaltigung und Kinderprostitution gehörten nach Enthüllungen von Wikileaks zu den massiven Vorwürfen gegen die Söldner, die für die USA in Irak und in Afghanistan kämpften und auch von Konzernen und Drittstaaten angeheuert werden.

Kein Wunder, dass Blackwater 2009 in Xe Services umbenannt wurde – und 2010 rund 42 Millionen Dollar (33 Mio Euro) Strafe zahlen musste, weil die Firma laut State Department in 288 Fällen gegen US-Regeln für Waffenausfuhren und Dienstleistungen für ausländische Kunden verstoßen habe. Nachdem eine private Investorengruppe 2010 die 1997 gegründete Firma kaufte und Gründer Erik Prince – ein ehemaliger Marinesoldat und Millionenerbe – das Unternehmen verließ, gab es 2011 die nächste Umbenennung; nun in Academi. Der Blackwater-Hauptsitz in McLean (Virginia) wurde ebenso übernommen wie die Trainingsanlage in North Carolina. Nur durch einen Vergleich und die Strafzahlung von 7,5 Millionen Dollar entging man 2012 einem Prozess wegen illegaler Waffenexporte. Aufträge der US-Regierung blieben deshalb nicht aus – im Aufsichtsrat sitzt auch der frühere Justizminister John Ashcroft. Pro Jahr schicke man rund 20 000 Mitarbeiter zu Einsätzen, so Academi-Chef Craig Nixon, ein Ex-Brigadegeneral der US Army.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 13. Mai 2014

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Stimmenschlacht um den ukrainischen Osten
Referendum über Trennung von Kiew / Drohung mit Sanktionen gegen Russland / US-Söldner im Einsatz (13. Mai 2014)




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