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"Tötung durch den Einsatz von Uranmunition und anderer Schwermetalle"

Strafanzeige gegen das Verteidigungsministerium wegen Todesfalls im Kosovo

Inge Höger und DIE LINKE unterstützen Udo Horn, der gegen den Verteidigungsminister klagt, weil sein Sohn als Bundeswehrangehöriger im Jahr 2000 unter ominösen Umständen im Einsatz in Prizren (Kosovo) gestorben ist. Es verdichten sich die Anzeichen dafür, dass abgereichertes Uran die Todesursache des jungen Soldaten ist.

Die Anklagepunkte lauten folglich "Angabe einer falschen Todesursache", "Tötung durch den Einsatz von Uranmunition und anderer Schwermetalle", "Vertuschung" der Gefahrenrisiken dieser Geschosse, sowie "unterlassene Hilfeleistung mit Todesfolge". Angeklagt werden alle Verteidigungsminister von Rudolf Scharping bis Thomas de Maizière.

"Es ist ja schon schlimm genug, dass es solche Todesfälle überhaupt gibt. Die Vertuschung des Verteidigungsministeriums ist darüber hinaus völlig inakzeptabel", findet Inge Höger, abrüstungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. "Es wird höchste Zeit, Uranmunition ein für alle mal zu verbieten", fordert die Abgeordnete. Der traurige Fall des verstorbenen Sohnes von Udo Horn zeige, dass nur ein solches Verbot sicher vor den Folgen von Uran-Einsätzen schützen kann. Höger ruft Union und SPD dazu auf, einen entsprechenden Passus in den Koalitionsvertrag zu schreiben. Bisher lehnte die Bundesregierung die völkerrechtliche Ächtung von Uranwaffen ab.

"Der beste Schutz ist immer noch, gar keine Soldaten in Einsätze zu schicken", bekräftigt Höger die LINKE-Ablehnung von Bundeswehr-Einsätzen.

Auszug aus der Anklageschrift des Vaters des Verstorbenen *

(...) Für mich als Vater, der sich nun seit über 12 Jahren mit der Problematik befasst und inzwischen sich mit 5 Verteidigungsministern auseinander gesetzt hat, ist der Fall klar.

Nach dem Tod meines Sohnes musste ein Pathologe der Bundeswehr krampfhaft nach einer plausiblen Todesursache suchen, damit möglichst niemand den Tod meines Sohnes mit dem Einsatz der Uranmunition oder anderer Schwermetalle im Kosovo in Verbindung bringen kann. Es gibt Hinweise, dass dazu sogar die Krankenakte meines Sohnes „gesäubert“ wurde.

Manipulationen an der Orginalakte können heute nicht mehr überprüft werden, weil die Krankenakte plötzlich auf Mikrofilm aufgezeichnet werden musste und die Orginalakte vernichtet wurde, obwohl durch mein ständiges Nachfragen und Nachhaken der Fall meines Sohnes nur nach Ansicht des BMVg abgeschlossen war.

Die verantwortlichen Offiziere und auch die behandelnden Ärzte der Bundeswehr haben die furchtbaren Gefahrenrisiken der Uranmunition im Januar 2000 in keiner Weise begriffen oder aber auf die leichte Schulter genommen – leider. Als Vater habe ich aber das Recht die wahre Todesursache meines Sohnes zu erfahren. Zwölf Jahre lang in dieser Sache herum zu lavieren, wird von uns Eltern als Folter durch den Staat empfunden. Mein Sohn ging für unser Land und unsere Regierung in diese Kriegsgebiete und wir Eltern werden jetzt von unser Regierung allein gelassen.

Deshalb nun diese Strafanzeige. (...)

* Quelle: Seite 11/12 der Strafanzeige. Hier geht es zum Volltext der Strafanzeige.




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